Gerade hat es angelegt, das 4000 Passagiere fassende Kreuzfahrtschiff. An einem Pier in Piräus. Groß und mächtig. Zu Hunderten strömen die modernen Seereisenden zu den Bussen, die sie nach Athen bringen.

Das Pendant dazu sind die einzeln und in kleinen Gruppen ankommenden Gäste, die ein Schiff am Nebenpier entern. Nicht kriegerisch, sondern erobernd, sich auf ein stilvolles Abenteuer einlassend, geht es die Gangway hinauf auf die Star Flyer, einem Viermaster-Großsegler, der auch nicht so erfahrenen Seebärinnen und Seebären die Herzen höher schlagen lässt: feinste Teakholzverkleidungen, Messingbeschläge, eine Tropical- und eine Piano-Bar in Sichtweite, eine einladende Bibliothek hinter Glastüren, schöne Holzdecks, ein britisch-gediegener Speisesaal, in dem alle 170 Passagiere gleichzeitig lunchen oder dinieren können und sich nicht als essentechnische Schichtarbeiter beweisen müssen.

Drei Tage lang geht es durch die herrliche Inselwelt der Kykladen. Von Piräus nach Paros, weiter nach Hydra und wieder zurück nach Piräus. 256 nautische Seemeilen, die Landratten natürlich in Kilometer umrechnen, um ein Gefühl für die Entfernungen zu bekommen: stolze 474 Kilometer sind es.

Übrigens zur Einstimmung auf die griechische Wärme ist Akklimatisieren in Athen empfehlenswert. Vom Hilton Athens spaziert man in 30 Minuten zum Stadtberg Athens, dem Lykabettus. Der Lohn: eine atemberaubenden Aussicht auf Athen und Piräus.

Lernen vom Kapitän

Zurück auf die Star Flyer: „Das Ablegen ist immer ein Erlebnis. Da muss man an Deck“, erklärt Kapitän Yuriy Slastenin, ehe er sich konzentriert dem Ablegemanöver widmet. Die Brücke ist geschlossen. Eine Ausnahme auf dem Großsegler, denn jeder Passagier ist bei den Offizieren willkommen. „Das ist uns wichtig, es soll ja für alle ein Segelabenteuer sein. Das wollen viele unserer Passagiere auch“, erzählt Klaus Holzmann von Star Clippers. Der Kapitän und seine Crew erklären also Sextanten, den Sternenhimmel, die Navigation, den Kurs.

Mary aus England schätzt das: „Wir sind schon das dritte Mal an Bord und jedes Mal bringen wir wieder Freunde mit. Das letzte Mal waren mit mit dem Schiff in der Karibik. Oh my God, das war außerordentlich“, sprudelt es aus ihr heraus.

Auch Christian und Veronika leben stilvoll ihre Kreuzfahrt-Leidenschaft auf dem Viermaster. „Es ist herrlich, wie auf einer großen Privatjacht“, sagt Veronika lachend und genießt den Ausblick auf Paros, dem ersten Ziel der Kreuzfahrt. Die Badesachen sind eingepackt und nach einer kurzen Autofahrt mit Yorgos Bafitis, Chef der örtlichen Hoteliervereinigung, tut sich ein Strand in Kolombithres auf, von dem man nie wieder weg will. Feiner Sand, von Wasser und Wind glatt geschliffene Felsformationen, ein Paradies. „Übersetzt heißt das Taufbecken“, lässt Yorgos stolz wissen.

Ebenso stolz ist George Koukoudakis, der jüngste Bürgermeister von Hydra seit 180 Jahren, einer auto- und fahrradfreien Insel. Taxis? Fehlanzeige! Mulis und Esel warten am Taxistand und vor dem Supermark. Mitteleuropäisch tierlieb tritt man also lieber Fußmarsch an – und findet sich in einem Paradies für Menschen und gepflegten Katzen wieder, ehe wieder die 16 Segel der Star Flyer winken, um ins nächste Paradies in See zu stechen.