Das Gefühl eines Karibikurlaubs ohne die Strapazen der Anreise – auf dieses Narrativ setzte die Therme nahe der bayrischen Stadt Erding – ja, die mit dem Weißbier – schon immer. Jetzt, in reisebeschränkten Covid-19-Zeiten, zieht der Schmäh besser denn je: Hier ist das tropische Insel-Feeling nur einen Thermeneintritt entfernt. Der ist aktuell zwar streng limitiert und muss online reserviert werden, aber möglich ist es zumindest. Und stimmig umgesetzt. Schon das Kassenfoyer erinnert an eine Abflughalle. Erst mal drinnen, meldet sich prompt der Urlaubsbeginn-Reflex: „Wohin zuerst?“

In die Galaxy-Rutschenwelt, zum Beispiel. Ein abgegrenzter Bereich mit, na ja, vielen Rutschen. Dass es in Summe 27 sind, die insgesamt 2600 Meter lang sind, würde man nicht schätzen, so geschickt wurde geplant. Hier findet jeder seinen bevorzugten Adrenalinstoß: von der Trichter- bis zur Kamikaze-Rutsche, von Virtual-Reality-Slides bis zum kompetitiven Speed-Racer. Für jedes Alter und Mutlevel was dabei.

Wer es flott mag, fährt auf insgesamt 2,6 Kilometer Rutschen ab
Wer es flott mag, fährt auf insgesamt 2,6 Kilometer Rutschen ab © THERME ERDING

Gechilltere Stimmung herrscht im Indoor-Palmenhain. Das sanfte Auf und Ab im angrenzenden Wellenbad, dem man sich auf einer Poolnudel treibend widerstandslos hingeben kann, ist herrlich. Rundherum stehen 300 echte Großpalmen in weißem Sand, dazwischen viele Liegestühle, bei Schönwetter wird die Glaskuppel-Decke aufgezogen. Das hat dann wirklich was von Sommer, Sonne, Südseeurlaub.

Die hemmungslose Überdimensioniertheit dieses Ortes ist ein Pluspunkt im heurigen Ausnahmejahr. 185.000 Quadratmeter Therme, da verläuft es sich. Die Gäste werden durch kluge Beschilderung gut gelenkt, dank fleißiger Putzkolonnen wird’s nie unappetitlich. Sicherheitspersonal wacht an jeder Ecke, heuer in noch größerer Mannstärke als sonst. Deutsche Gründlichkeit in Reinkultur.

Die Therme hat eine Größe von 185.000 Quadratmetern
Die Therme hat eine Größe von 185.000 Quadratmetern © THERME ERDING

Aber auch viel deutsche Sehnsucht nach Exotik. Und da wurde dick aufgetragen, Stichwort Stilbrüche. Das angebaute Thermenhotel „Victory“ hat teils die Fassade eines venezianischen Palazzos, teils die des gleichnamigen Marineschiffs von Admiral Nelson. Vom Bali-Garten sind es nur ein paar Schritte zum Almchalet-Dorf, von der Sauna im Stonehenge-Nachbau wechselt man in die russische Dampfbad-Banja.

Aber was soll’s, das Angebot der Spabereiche „Vitaltherme“ (textilfrei) und „Vitaloase“ (textil) geben Wellness-Nerds keinerlei Anlass zum Mosern. Mit 33 Saunen und Dampfbädern sowie zwölf Massagesuiten ist alles da. Und Namen wie „Dschungel-Sauna“, „Canal Grande“ oder „Geysirhöhle“ geben einem zumindest die Illusion, in die Ferne gereist zu sein. Heuer wohl das höchste der Gefühle ...

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