"Es ist nicht wirklich ein Korridor, aber es sind drei sehr schöne Räume": Wenn Christian Schicklgruber, Direktor des Weltmuseums Wien, mit der APA durch den heute, Mittwoch, eröffnenden "Korridor des Staunens" schlendert, ist ihm die Begeisterung anzusehen. In dem 419 Quadratmeter umfassenden Schaudepot im Erdgeschoß werden rund 800 Objekte gezeigt, die sonst im Lager schlummern würden.

"Es ist keine klassische Ausstellung, in der wir die Objekte in einen Kontext setzen. Die Besucher sollen einfach über die Vielschichtigkeit des menschlichen Schaffens staunen." Beschriftungen der einzelnen Exponate, die sich dicht gedrängt auf mehreren Ebenen in den meterhohen Glasvitrinen türmen, sucht man also vergeblich. So will man vermeiden, dass der Besucher "sofort dazu angeleitet wird, die Hintergründe verstehen zu wollen. Uns geht es hier um die Freude an der Ästhetik der Präsentation", so Schicklgruber, der froh ist, dass der ursprünglich in den jetzigen Räumlichkeiten des "Haus der Geschichte Österreich" geplante und der Redimensionierung des Weltmuseums zum Opfer gefallene "Korridor des Staunens" nun doch realisiert werden konnte. Zu verdanken sei dies einer "großzügigen Spende" des Vereins der Freunde des Kunsthistorischen Museums.

Eine grobe Gliederung findet sich in der von Reinhard Blumauer kuratierten Präsentation dennoch: Im ersten Raum, in den man vom Durchgang zum als Veranstaltungsraum genutzten WMW Forum gelangt, finden sich in zwei lang gezogenen Vitrinen "Menschenbilder": Dabei stehen Figuren, Masken und Skulpturen aus Afrika neben jenen aus Indien, jene aus Ozeanien neben Figuren aus Japan, ältere Objekte neben jüngeren, Massenware neben Einzelobjekten. So sind in einer Ecke etwa drei Masken platziert, die man "so noch nie nebeneinanderstehen hat sehen", schmunzelt Schicklgruber und deutet auf Masken von Shiva, Ho Chi Minh und einem Objekt aus Papua-Neuguinea.

"Es ist eine etwas radikale Lösung, ein museales Experiment." Aber immerhin werde es auf diese Weise möglich, mehr als jene sonst gezeigten 1,5 Prozent der 200.000 in der Sammlung befindlichen Stücke zu präsentieren. Eine Vitrine ist im ersten Raum noch leer - sie ist für spontane Sonderpräsentationen reserviert. In den Worten Schicklgrubers: "Das ist unsere Spielwiese!"

Der zweite Raum widmet sich Musikinstrumenten, wobei man in der Gliederung auf die unterschiedlichen Kategorien der Klangerzeugung - und nicht etwa die Herkunft oder die Materialien - setzt. So finden sich bei den Chordaphonen Zupfinstrumente, die etwa aus einem Krokodilgebiss oder einem Gürteltierpanzer gefertigt wurden. Ein genaues Hinsehen lohnt sich auch bei den Blasinstrumenten, den Idiophonen (diverse Rasseln oder Glocken) oder den Membranophonen, die Trommeln aus aller Welt versammeln. "Es ist keine Leistungsschau der Highlights, sondern ein Querschnitt unserer Sammlung", erklärt Kurator Blumauer seinen Zugang. "Das, was wir hier zeigen, zeigt, wie divers unsere Sammlung in ihrer Zusammensetzung ist."

Modelle von Gebäuden und Booten bevölkern schließlich den letzten Raum; auch hier sind Stile, Epochen und geografische Bezüge bunt durcheinandergewürfelt. Auch hier ist eine Vitrine noch vollkommen leer: Sie soll künftig Objekte präsentieren, die durch Schenkungen ins Weltmuseum gekommen sind, und die nicht in der Dauerausstellung gezeigt werden können. Direkt daneben ist eine Magnetwand in die Mauer integriert, an der die Besucher durch das Hinterlassen von Notizen miteinander in Kontakt treten können, um ihre eigenen Eindrücke für die nachfolgenden Besucher zu hinterlassen. Schicklgruber: "Es gibt tausend verschiedene Arten, die Objekte zu interpretieren. Hier wollen wir einige davon zusammenführen."

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