Derzeit ist es ruhig in Margrit De Colles Reich. Zu dieser Zeit im Jahr ungewöhnlich für einen Betrieb, dessen wichtigster Geschäftsgegenstand Schnittblumen sind.

Während andernorts Floristen und Gärtnereien rund um den 14. Februar Hochbetrieb haben und den Valentinstag als Start in die heimische Blumensaison zelebrieren, geht es Margrit De Colle langsamer an. Vor zehn Jahren hat die Soziologin begonnen, ihren kindlichen Berufswunsch „Blumenpflückerin“ zu verwirklichen. Heute bewirtschaftet sie als erste Bioblumenbäuerin Österreichs in Eichkögl (Bezirk Südoststeiermark) ein rund sechs Hektar großes Areal: „Vier Hektar davon sind Natur, zwei Hektar Kultur“, rechnet sie vor. 1,5 Hektar der bewirtschafteten Fläche sind für Schnittblumen reserviert, die hier im Freien gesät, gezogen und je nach Bedarf gepflückt werden – ohne Pflanzenschutzmittel und im Anbau dem Fluss der Jahreszeiten folgend. „Die Saison bestimmt das Angebot“, sagt De Colle, die damit ein radikales und regionales Nachhaltigkeitsmodell vorlebt.

In Supermärkten und bei Tankstellen findet man das genaue Gegenteil: Aus Übersee eingeflogene Schnittblumen, die über die Niederlande den Weg nach Österreich finden. Sie stammen zum Beispiel aus Kenia. Rund um den Lake Naivasha sind in den vergangenen Jahren gut 30 Zuchtanlagen entstanden. Jede einzelne schickt pro Tag durchschnittlich eine halbe Million Rosen über den Flughafen Nairobi bis nach Europa. Der Spritzmitteleinsatz in den Plantagen ist massiv, „Botox-Blumen“ werden sie von Kritikern verächtlich genannt. Rechnet man nur das durch den Lufttransport verursachte CO2 heraus, ist der ökologische Fußabdruck dieser Massenware aber nicht klimaschädlicher als der jene r Blumen, die bei uns in beheizten und künstlich beleuchteten Glashäusern wachsen.

Dennoch hat ein Umdenken eingesetzt. Seit 2005 können auch Blumen nach dem „Fairtrade“-Gütesiegel zertifizert werden, um gerechte Arbeitsbedingungen und soziale Mindeststandards zu garantieren. Mitte Jänner wurde in Österreich zudem die Einführung eines AMA-Gütesiegels für Blumen, Zierpflanzen und Gewürze beschlossen. Steirische Floristen zeichnen ihre einheimische Ware bereits mit einem Etikett mit Steirerhut und der Aufschrift „aufgewachsen in der Steiermark“ aus. „Das Bewusstsein und die Nachfrage steigen“, heißt es bei der werbegemeinschaft Blumenschmuck.

"Würde Beruf zertsören"

Würde man sich aber zwischen November und April völlig auf saisonale und regionale Blumen beschränken, „würde das unseren Beruf zerstören“, warnt Rudolf Hajek, Bundesinnungsmeister der österreichischen Gärtner und Floristen. Zwar greifen viele in diesen Monaten stolz zu einheimischen Tulpen oder Hyazinthen, aber um die als Alleinstellungsmerkmal wirkende Kreativität voll ausleben zu können und Sträuße zu „Gesamtkunstwerken“ (Hajek) zu veredeln, brauche es Importware wie Rosen, Ginster oder Mimosen.

Margrit De Colle schlägt als Alternative für den Valentinstag Saatgutpackerl vor: „Mit den Blumen wachsen so Glücksgefühl und Wertschätzung.“