Mit dem Wort „120-Schilling-Stempelmarke“ können heute nur noch wenige etwas anfangen. Diese ist ein Symbol für die rasante technische Entwicklung der vergangenen 20 Jahre. Bis ins Jahr 2000 waren Stempelmarken bei Behördengängen unerlässlich. Heute muss man für viele Anträge nicht einmal das Haus verlassen. Internetanschluss und Handy genügen, um sich umzumelden, eine Wahlkarte oder Kindergeld zu beantragen.

Die Arbeitnehmerveranlagung geschieht inzwischen in vielen Fällen sogar automatisch. Entwickelt werden viele dieser Anwendungen vom Bundesrechenzentrum (BRZ). Was sehr nach Amt klingt, ist in Wahrheit ein Hightech-Unternehmen, wie Geschäftsführer Markus Kaiser betont. „Unser Ziel ist ein No-Stop-Shop. Möglichst viele Amtswege sollen antragslos geschehen.“

So musste bis 2015 nach einer Geburt die Familienbeihilfe extra beantragt werden. „Der Staat weiß ja, wenn ein Kind geboren wird. Das haben wir automatisiert.“ Doch die Digitalisierung der Behörden ist längst nicht abgeschlossen. Ein großes Projekt, das noch heuer kommt: der erste digitale Ausweis, der Führerschein am Handy.

Meine SV

Recht neu ist „Meine SV“, ein zentraler Zugang zu allen Leistungen der Sozialversicherungen. Hier kann man Rechnungen von Wahlärzten einreichen und die Auszahlungsbestätigungen herunterladen. Man kann hier die E-Card nachbestellen, sein aktuelles Pensionskonto einsehen oder nachsehen, wie oft man in den vergangenen Jahren in Krankenstand war. Das Kinderbetreuungsgeld lässt sich über Meine SV elektronisch beantragen. Das Portal bietet auch Einsicht in die eigenen Daten und jene der mitversicherten Partner oder Kinder.

Unternehmerserviceportal

USP – das Unternehmensserviceportal – wurde 2010 gestartet. Rund 300.000 Firmen haben sich registriert. Auf der Plattform kann man online ein Unternehmen gründen, sogar eine Einpersonen-GmbH. Die Steuermeldung kann über das Portal erfolgen, ebenso die Meldungen an die verschiedenen Sozialversicherungen und die Einsicht in die Beitragskonten der Gebietskrankenkassen oder der SVA. Auch Zollverfahren sind über das USP online einsehbar. Förderanträge beim aws können auch über das Portal mittels Log-in via Handysignatur erledigt werden.

Elga

Heftig umstritten ist bis heute die elektronische Gesundheitsakte, kurz Elga. Auf www.elga-online.gv.at kann man sich mittels Handysignatur einloggen. Hier findet man seine Befunde. Zumindest jene von Krankenhäusern, da der niedergelassene Bereich noch nicht komplett erfasst ist. Bis September 2019 wird bei Kassenärzten und in Apotheken die E-Medikation eingeführt. Diese Berufsgruppen können dann die Verschreibungen sehen. Am Elga-Portal haben auch Patienten selbst Einsicht. Wem das zu viel ist, kann sich von Elga abmelden.

Finanz-Online

Finanz-Online war das erste große Online-Angebot der österreichischen Behörden. 2003 gestartet, hat es inzwischen rund fünf Millionen registrierte Nutzer und 85 Millionen Zugriffe im Jahr. Seit dem wurde es laufend verbessert. So gibt es seit drei Jahren die antragslose Arbeitnehmerveranlagung. Sprich: Man muss den Steuerausgleich nicht mehr beantragen, sondern bekommt einen Vorschlag. Nur wenn man glaubt, dass die Steuerrückzahlung höher sein sollte, muss man aktiv werden. 1,2 Millionen Bescheide werden so automatisch erledigt.

Digitaler Führerschein

Österreich.gv.at soll die neue zentrale Plattform für Behördenwege werden. Sie wird auf die Nutzung mit dem Handy optimiert. Erste Anwendung wird die Bestellung von Wahlkarten für die EU-Wahl. Doch das Service soll laufend ausgebaut werden. So werden noch heuer zwei weitere Anwendungen freigeschaltet. Zum einen wird man die Wohnsitz-Meldung künftig einfach am Smartphone erledigen können. Deutlich spannender ist das Projekt „digitaler Führerschein“. Es ist nicht einfach eine Kopie des Führerscheins, sondern ein gültiger Ausweis am Handy.