Wie der virtuelle Nachlass geregelt wird

Mitgliedschaften bei Online-Versandhändlern, Accounts bei sozialen Netzwerken: Stirbt ein geliebter Mensch, rücken diese profanen Angelegenheiten angesichts der Trauer oftmals zurecht in den Hintergrund. Neben dem Begräbnis müssen dann zudem unzählige Abmeldungen vorgenommen werden: Versicherungen, Strom, Telefon, Internet. "Hier können die Angehörigen oftmals gezielt suchen, um diese Abmeldungen vorzunehmen", erklärt Günter Treitner von der Wiener Städtischen. "Aber selten weiß man, wo der Verstorbene im Internet Accounts angelegt hat oder kennt die entsprechenden Zugangsdaten."

Doch Hinterbliebene müssen nicht sich selbst bei Facebook und Co. auf die Spuren des Verstorbenen machen, der neue "Digitale Nachlass Service" der Wiener Städtischen etwa macht sich auf die Suche nach Mitgliedschaften und Accounts. "Da geht es natürlich um diverse soziale Netzwerke, aber beispielsweise auch um Tchibo oder den Thalia Buchversand", sagt Treitner. "Die Angehörigen müssen sich erstmals selbst im Formalitätenportal eintragen. Wir treten dann mit bis zu 150 Betreibern in Kontakt. Diese nehmen dann - wenn sich der Verstorbene tatsächlich mit seinen persönlichen Daten angemeldet hat - Löschungen vor."

Die Abwicklung der Internetprofile dauert dann je nach Betreiber ein paar Werktage. So standardisierte Abmeldeverfahren würden laut Treitner zumeist schneller vonstatten gehen als wenn sich die Hinterbliebenen selbst auf die Suche im World Wide Web begeben. "Es ist aber natürlich auch möglich, einen direkten Account zu erhalten und dann selbst Abmeldungen vorzunehmen, wenn etwa Monate später neue Mitgliedschaften des Verstorbenen auftauchen", sagt Treitner. Einige Social-Media-Konten können weiters auch, statt völlig gelöscht zu werden, als Andenken in den sogenannten "Gedenkzustand" versetzt werden.

Der "Digitale Nachlass Service" wird vom "Wiener Verein", einer Tochtergesellschaft der Wiener Städtischen, angeboten. Er kann in Form einer Versicherung oder über den Bestatter erworben werden. Bestehende Vereinbarungen können adaptiert werden.