Würde man wenige Meter vor dem Natur-Strand von Staranzano bei Monfalcone einen Streichelzoo und zahlreiche Ziegen vermuten? Nicht wirklich. Auch eine stimmungsvolle Osteria mitten im Naturschutzgebiet Foce dell‘Isonzo ist eine erfreuliche Überraschung. Zumal die Terrasse mit Blick auf viel Grün und mächtige Bäume, den Ziegen, Lämpchen und Steintischen wirklich einladend ist. Allerdings ist eine vorherige Bestellung unerlässlich, denn am Wochenende pilgert ganz Monfalcone und Umgebung in die Riserva Alberoni und Flexibilität ist nicht gerade die Stärke der jungen Wirtsleute.
Hier ist alles Friulanisch, sogar die Speisekarte ist in Furlan verfasst. Mit „Par Scuminzar“ meint man Antipasti und mit „I Stuzighezi“ Beilagen. Das Angebot ist tatsächlich sehr authentisch und reicht von gebackenen Fröschen, über Wildschwein-Tagliatelle bis zu gegrilltem Seeteufel und Thunfisch-Tagliata. Um Punkt 19 Uhr öffnet die Küche. Trifft man schon um 18 Uhr ein, kommt man in den Genuss einer großen Variation selbst komponierter Aperitifs. Spirituosen sind überhaupt die Spezialität des Hauses. Über 60 Liköre, Grappe und Amari hat die Osteria im Programm. Dazu serviert man nach Wunsch gemischte Aufschnittplatten, frittierte Calamari, frittierte Salbeiblätter oder Zwiebelringe und wunderbare Chifeleti, das sind frittierte Kipfel aus Kartoffelteig, Überbleibsel aus der K&K-Monarchie. Wer dann noch Appetit auf weitere Genüsse hat, könnte kulinarisch fortfahren.
Wir verteilten den Hunger auf zwei Besuche, sonst wäre ein Platzen des Bäuchleins wohl die Folge gewesen. Die Frösche verschmähten wir tunlichst, aber die knusprigen Crostini mit cremigem Baccala (Stockfischmousse) und einer Creme aus der Zahnbrasse waren eine gute Alternative. Der Zucchini-Flan mit roher Garnele versank in etwas zu viel Büffelmozzarella. Sehr großzügig waren die einheimischen Venus-Muscheln (Vongole) in den hausgemachten Spaghetti verteilt. Das Herauspulen gestaltete sich zwar etwas mühsam, doch der Geschmack war hervorragend. Die Tagliata vom Angus-Rind war ein enormes Stück Fleisch, rosig gebraten und gut gewürzt. Mit einem Preis von 17 Euro wohlfeil. Die Nachspeisen beschränken sich auf ein köstliches Zitronensorbet, Eis mit Salz-Karamell und leider viel zu harten Pfirsichen in Weißwein.
Die Weinkarte gibt alle Feinheiten der Region zu günstigen Preisen her, aber auch der Hauswein ist gut trinkbar.
Elisabeth Tschernitz-Berger