Trotz heftigster Konkurrenz durch Prosecco, Spumante, Cava, Cremant und, wenn's die Geldbörse erlaubt, Champagner ist Sekt wieder en vogue. Peter Szigeti aus Gols, Österreichs bester Sektproduzent, über Wert und Wirkung des festlichen Sprudels.

Warum macht Sekt lustig?
Peter Szigeti: Die Kohlensäure im Magen regt die Blutzirkulation an. Also den Kreislauf. Deswegen macht Sekt munter. Und weil die Kohlensäure den Alkohol schneller in die Blutbahn bringt, spürt man ihn auch rasch.

Sekt macht also schneller betrunken?
Peter Szigeti: Nein, man merkt ihn nur gleich. Auch deswegen, weil im Restaurant viele Leute ein, zwei Glas Sekt auf leeren Magen trinken. An sich keine schlechte Idee. Sekt ist ja ein idealer Aperitif, weil man seine feine Frucht und Perle so am besten schmeckt.

Und wenn man ihn mixt?
Peter Szigeti: Hören Sie mir ja auf mit Orangensaft und Red Bull! Sekt kann man einen ganzen Abend lang pur trinken, er ist ja auch viel leichter als Rotwein.

Wie erkennt man einen guten Sekt?
Peter Szigeti: Wie man einen guten Wein erkennt. Er riecht gut. Fein, fruchtig. Beim sortenreinen Sekt duftet der Muskateller exotisch nach Holler und Litschi, der Veltliner pfeffrig, fruchtig. Auch Cuvees können interessant sein, zum Beispiel aus Weißburgunder, Chardonnay und weiß gepresstem Blaufränkischen.

Halbtrockener Sekt ist Fusel. Richtig?
Peter Szigeti: In der Massenproduktion, die auf große Mengen Wein zu sehr geringen Preisen angewiesen ist, sind die Trauben nicht so gehaltvoll wie etwa bei uns im Burgenland. Deswegen braucht man viel Zucker, um die Säure zu überdecken. Aber es gibt inzwischen liebliche Sekte, die alles andere als Fusel sind. Da hat sich viel getan. Gott sei Dank. Die Konsumenten haben inzwischen ja ein erstaunliches Weinwissen und sind sehr kritisch geworden. Deswegen haben die billigen Sekte heute so ein Problem.

Prosecco ist billig und hat überhaupt kein Problem.
Peter Szigeti: Das ist mir unverständlich, wie Leute mit Weinverstand so viel davon in sich hineinschütten können. Österreich importiert 20 Millionen Flaschen Prosecco, zugleich ist die heimische Sektproduktion auf 15 Millionen Flaschen zurückgegangen. Aus dem Prosecco-Anbaugebiet Valdobbiadene kommt ja schon fünfmal mehr Wein als dort wächst. Dabei ist das nur ein einfacher Perlwein. Allerdings in wunderschönen Flaschen.

Apropos Flaschen: Warum kostet eine Magnumflasche Sekt mehr als zwei Standardflaschen?
Peter Szigeti: Der Arbeitsaufwand ist größer. Und dann schlägt sich im Preis nieder, dass der Magnum-Sekt besser schmeckt, weil in großen Flaschen genauso viel Luft eingeschlossen ist wie in kleineren. Und je größer die Differenz zwischen Luft und Sekt, desto besser, reifer, feiner, intensiver schmeckt er auch. Und er hält länger.