Für Alkohol ist seit Jahrzehnten bekannt, dass es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigen kann - das gilt auch für Zigaretten und psychoaktive Substanzen. Auch Cannabis dürfte zu diesen Stoffen gehören.

Tibor Harkany von der MedUni Wien: "Während die Wirkungen von psychoaktiven Cannabinoiden beim Erwachsenen nur kurzzeitig und damit reversibel sein dürften, haben diese während der Entwicklung des Gehirns ganz gravierende und lebenslange Auswirkungen", sagt Harkany.

Sprache, Intelligenz eingeschränkt

Welche Schäden durch den Cannabiskonsum der Mutter beim Embyro ausgelöst werden, hängt stark davon ab, welche Gehirnentwicklungsschritte gerade beim Ungeborenen im Gange sind. So würden beispielsweise im ersten Schwangerschaftstrimester wesentliche Grundsteine für die motorischen Funktionen und das Belohnungssystem im Körper gelegt und im zweiten Trimester vor allem wichtige kognitive Funktionen entwickelt, die dann durch den Cannabiskonsum entsprechend gestört und geschädigt werden könnten.

Die Folgen für die Kinder würden daher von Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten wie Sprache, Intelligenz, Konzentration und Merkfähigkeit über motorische Fähigkeiten und psychologische Entwicklungen reichen.

Fehlende Nervenverbindungen

Das Grundproblem liege im THC, das wie ein Schlüssel in ein Schloss auf einen Hauptrezeptor in unserem Gehirn passe. "Eigentlich sind die Cannabinoidrezeptoren während der Gehirnentwicklung in unserem Gehirn dazu da, die Verbindung der Nervenzellen untereinander zu regeln. Da sich nun die THC-Molekühle mit diesen Rezeptoren verbinden, werden physiologische Funktionen so modifiziert, dass in Phasen der intensiven Gehirnentwicklung wichtige Verbindungen zwischen den Nervenzellen ausbleiben oder falsch verbunden werden", erklärt der Neurobiologe.

"Daher ist es besonders wichtig, dass Schwangere kein THC zu sich nehmen - das gilt für das Kiffen genauso wie für Medikamente, die diesen Bestandteil enthalten," empfahl Harkany.

THC sei beispielsweise in einigen Arzneimitteln gegen Übelkeit enthalten. Daher sollten Medikamente nicht vor Freigabe entsprechender Fachärzte eingenommen werden.