Wegen dir krieg ich noch graue Haare!" Ob von Eltern an Kinder oder von Partner zu Partner adressiert, ist dieser Satz meist kein Kompliment. Sondern meint: Durch den Stress oder die Sorgen, die du mir bereitest, verlieren meine Haare vorzeitig ihre Farbe. Doch ist das wirklich möglich - ein vorzeitiges Ergrauen durch psychische Belastungen? Das haben wir den Dermatologen Peter Komericki gefragt.

"Zunächst werden die Haare nicht grau, sondern weiß", klärt Komericki auf. Verlieren die Haare ihre Farbe, liegt das nämlich daran, dass in den Haarwurzeln keine farbgebenden Pigmente mehr eingelagert werden. Dadurch wird das Haar weiß. Dass Haare zunächst grau erscheinen, liege daran, dass noch dunkle Haare vorhanden sind - gemeinsam ergeben weiße und dunkle Haare dann den Eindruck von Grau.

Nun aber zur eigentlichen Frage: "Es gibt Untersuchungen, die davon ausgehen, dass die Haarwurzeln von einem engen Nervengeflecht umgeben sind", sagt Komericki. Tritt nun ein großer Stressor ein, können dadurch Stressfaktoren auf die Haarwurzeln wirken und die "Färbung" des Haares stören.

Aber: "Das muss ein wirklich traumatisches Ereignis sein", sagt Komericki. Der Stress mit Geschenkeinkäufen zähle zum Beispiel nicht. Dass es einen Zusammenhang zwischen Haaren und Psyche gibt, zeigt sich auch am sogenannten kreisrunden Haarausfall: Auch bei diesem plötzlich auftretenden Phänomen wird eine psychosomatische Ursache angenommen.

Alterserscheinung

Prinzipiell liege es an den Genen, wann die Alterserscheinung weiße Haare einsetzt: "Bei Europäern passiert es meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, bei Afrikanern und Asiaten später, zwischen 40 und 50", sagt Komericki. Für die persönliche Prognose müsse man sich nur anschauen, wann Eltern und Großeltern grau bzw. weiß geworden sind - das wäre ein guter Anhaltspunkt. "Generell werden sehr dunkle Haare eher später weiß", sagt Komericki. Anstrengende Kinder oder Partner haben damit aber nichts zu tun.