1. Spontanität geht in Ordnung, aber auch der Urlaub braucht einen Plan.
Wer aus dem Urlaub Kraft schöpfen will, sollte ihn gut planen - wobei freilich die Gefahr besteht, sich gleich viel zu viel vorzunehmen. Der deutsche Mediziner Gerhard Uhlenbruck sagt es so: „Im Urlaub will man viel erleben, möglichst braun werden und alles genießen. Urlaub ist aber die Steigerung von Erlauben - das heißt, sich etwas leisten, wofür sonst nie Zeit ist: lesen, spazieren gehen, gemütlich essen.“ Für Familien gilt der Rat der Lebensberaterin Barbara Balldini: „So früh wie möglich vor dem Urlaub alle Vorschläge und Wünsche - besonders der Kinder - einsammeln, eine Liste machen und abstimmen. Bei Unvereinbarkeiten gute Kompromisse anbieten!“ Bei Patchworkfamilien läuft es dabei nach Erfahrung der Psychotherapeutin Marguerite Dunitz-Scheer nicht anders als bei „Normalfamilien“: „Wer will mit wem? Wer kann mit wem? Wer will nicht unbedingt mit wem? Gibt es Subgruppen? Megagruppen sind nicht immer die beste Lösung.“

2. Die Arbeit ist mein Leben? Im Urlaub sicher nicht.
„Machen Sie die bahnbrechende Erfahrung, dass es in Ihrer Firma auch ohne Sie weitergeht!“, rät die Psychologin Doris Jeloucan und warnt davor, Arbeit in den Urlaub mitzunehmen und für den Chef und die Kollegen immer erreichbar zu sein. „Sie kommen dadurch nie dauerhaft in den Erholungsmodus.“ Für Menschen, die Handy- und Laptop-Entzug nicht ganz schaffen, gibt es folgende Alternative: „Setzen Sie ganz klar eine Stunde pro Tag fest, an der Sie Telefonanrufe entgegennehmen, zurückrufen und SMS oder Mails beantworten - kommunizieren Sie das auch im Vorfeld so. Und diese Stunde hat wirklich nur 60 Minuten! Sagen Sie zu Ihren Kollegen auch keinesfalls, dass Sie im Urlaub im Notfall immer erreichbar sind!“

3. Urlaub zu Hause genießen: Auch das ist ein Ferienprogramm.
Ja, auch Urlaub zu Hause kann erholsam sein. Wenn Sie sich dabei so verhalten, als wären Sie in den Urlaub gefahren: „Was gemacht gehört, wird also vor dem Urlaub erledigt - nicht im Urlaub“, sagt Doris Jeloucan. „Wenn Sie zu Hause bleiben, bleiben Sie nicht wirklich zu Hause, sehen Sie Ihre Wohnung eher als Hotel oder Schlafplatz und unternehmen Sie etwas, was Sie sonst nicht machen.“ Schon einmal wie ein Tourist durch die eigene Stadt spaziert? Könnte ein Erlebnis sein. „Wenn Sie nur daheim bleiben, ist Ihr Körpersystem darauf eingestellt, das zu tun, was es immer tut. Dann ist es schwer, nicht die Wäsche zu waschen, die Küche zu putzen oder im Garten Unkraut zu jäten.“ Und nicht vergessen: „Auch Freunden und der Familie in aller Deutlichkeit sagen, dass man in seinem Urlaub nicht zu diversen Arbeiten eingeteilt werden will!“

4. Streit mit dem Partner ist ganz normal - lassen Sie ihn aber nicht eskalieren.
Der Urlaub erhöht das Risiko mit dem Partner zu streiten, sogar dramatisch. Laut einer aktuellen Erhebung von Marketagent.com hängt der Haussegen bei zwei Dritteln der Österreicher im Urlaub zumindest zwischendurch einmal schief. Häufigster Anlass: nervige Gewohnheiten des anderen und Alltagsprobleme. „Im Urlaub hat man ja plötzlich viel mehr Zeit für den anderen als unter dem Jahr“, sagt der Grazer Psychotherapeut Philip Streit und rät bei Dissonanzen zu Gelassenheit: „Warten Sie einfach einen Tag ab und beginnen Sie den Urlaub dann sozusagen neu.“ Sollten sich die Gewitterwolken danach noch immer nicht verzogen haben, liegt es vermutlich an einem der folgenden Punkte: „Entweder Sie und Ihr Partner haben vollkommen verschiedene Vorstellungen von diesem Urlaub oder Sie sind komplett planlos in den Urlaub gefahren - oder Sie verbringen viel zu viel Zeit miteinander.“ Der wichtigste Tipp für alle, die sich von Konflikten nicht den Urlaub verderben lassen wollen: „Lassen Sie Streit nie eskalieren!“ Vom berühmten Psychologen John Gottman stammt der Rat: „Wenn Sie unrecht haben, geben Sie es zu. Und wenn Sie recht haben, halten Sie einfach den Mund.“

5. Für eine nachhaltige Erholung kann man aktiv so einiges tun.
Egal, wie lange der Urlaub auch gedauert hat: Nach spätestens zwei bis drei Wochen ist der Erholungseffekt wieder verflogen. So weit die schlechte Nachricht aus der Erholungsforschung. Eine gute Nachricht hat der Psychologe Gerhard Blasche von der Med-Uni Wien aber auch: „Der Urlaubseffekt lässt sich durch vermehrte körperliche Aktivität während des Urlaubs verlängern. Ausreichend Zeit für sich, eine warme Umgebungstemperatur und körperliche Aktivität sind erholungsförderlich. Arbeitssorgen und eine große Zeitdifferenz zwischen Urlaubsort und Heimatort reduzieren den Erholungseffekt beziehungsweise tragen sogar zu einer Erhöhung der Erschöpfung bei.“

Die Urlaubsdauer hingegen spiele kaum eine Rolle bei der Erholungswirkung, sofern der Urlaub mindestens ein paar Tage umfasst. Epidemiologische Studien weisen sogar darauf hin, dass eher die Häufigkeit als die Dauer von Urlauben während eines Arbeitsjahres der Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen vorbeugt.

6. Ein Urlaub alleine kann nicht grundlegende Beziehungsprobleme lösen.
Romantik gibt es nicht auf Bestellung. Jeloucan sagt es in aller Deutlichkeit: „Wenn Sie ein Paar sind, dem es gut geht, werden Sie vermutlich einen romantischen Urlaub erleben. Wenn Sie hingegen sagen, dieser Urlaub soll uns retten, wird die Auszeit Sie vielleicht entspannen, aber warum um alles in der Welt sollte sie grundlegende Beziehungsprobleme aus der Welt schaffen?“ Das schaffen nur Gespräche, in denen man seine Kritik am anderen anbringt. „Davon würde ich im Urlaub aber abraten. Denn Urlaub ist Urlaub.“

7. Ferien für Eltern: Nehmen Sie sich ruhigen Gewissens eine Auszeit!
„Eltern brauchen auch einmal Urlaub vom Elternsein“, sagt Barbara Balldini. Im Familienurlaub empfiehlt sie spielerische Strategien wie einen „Eltern-Unterwerfungstag“ in Abwechslung mit einem „Kinder-Unterwerfungstag“, bei denen jeweils die einen beziehungsweise die anderen entscheiden dürfen, was im Urlaub unternommen wird. Auch „kinderfreie Zonen“ bzw. „Elternsperrgebiete“ könnten im Urlaub eingerichtet werden.