Das zeitweise Absetzen von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern beeinflusst zwar nicht die Schwere einer Covid-19-Erkrankung, könnte sich aber günstig auf die Erholungsphase auswirken. Zu diesem Ergebnis kamen nun Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck und des Klinikums der Ludwig-Maximilans-Universität München in einer Studie. Vor allem bei älteren Herz-Kreislaufpatienten könnte das Pausieren der Medikamente deshalb sinnvoll sein.

Das Absetzen der Medikamente hatte auf die maximale Schwere der Erkrankung keinen Einfluss, berichteten die Wissenschafter. Es zeigten sich jedoch Hinweise, dass Patienten, die pausierten, sich rascher und besser erholten. So hatten in der Gruppe mit pausierter im Vergleich zur fortgeführten Therapie nach 30 Tagen nur noch halb so viele Patienten eine Organschädigung oder waren verstorben.

Ergebnisse dieser speziellen Studie nicht verallgemeinern

"Im Gegensatz zu bisherigen Studien, die deutlich jüngere Patientinnen und Patienten eingeschlossen haben, liefert unsere Studie erstmals Hinweise, dass gerade ältere, vorerkrankte Personen von einem zeitweisen Pausieren einer Therapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern profitieren könnten", erklärten die beiden verantwortlichen Autoren Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Med-Uni Innsbruck und Steffen Massberg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum.

Gleichzeitig warnten die Autoren aber davor, die Erkenntnisse zu verallgemeinern. "Es kann im Einzelfall sinnvoll sein, eine Therapie im Rahmen einer akuten Covid-19-Erkrankung zeitweise auszusetzen", so die beiden Mediziner. Die Entscheidung müsse jedoch von einem Arzt getroffen werden. In jedem Fall sei es wichtig, dass mit der Einnahme der Medikamente nach überstandener Erkrankung auch wieder begonnen wird.

Das Studiendesign

Die Studie ACEI-COVID-19, finanziert durch die Sars-CoV-2-Akutförderung des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und des Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), lief von April 2020 bis Februar 2021 an 35 Zentren in Österreich und Deutschland. 204 Herz-Kreislauf-Patienten, die akut mit dem Coronavirus infiziert waren, wurden dabei nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe setzte die Blutdrucksenker für 30 Tage ab, die andere Gruppe nahm sie weiter. In beiden Gruppen seien täglich alle relevanten Organfunktionen durch standardisierte Tests bestimmt worden, um etwaige Effekte sensitiv zu erfassen, hieß es. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal "The Lancet Respiratory Medicine" veröffentlicht.