Die HNO-Gesellschaften sind sich einig: Wattestäbchen haben im Ohr nichts verloren. Fachärzte werden nicht müde zu betonen, dass sich das Ohr von selbst reinigt und es absolut nicht notwendig ist, ein Wattestäbchen ins Ohr zu stecken. Und trotzdem glauben viele Menschen, es brauche die Stäbchen für die Hygiene.

Kein Zeichen für Ungepflegtheit

„Menschen wollen ihre Ohren säubern, weil sie denken, Ohrenschmalz sei ein Zeichen für Ungepflegtheit“, sagt der HNO-Spezialist Seth Schwartz. Dieser Irrglaube führe dazu, dass sich Menschen die „unglaublichsten Dinge“ in die Ohren stecken, um diese vermeintlich zu säubern.

Tatsächlich übernimmt das Ohr die Reinigung aber selbst: Ohrenschmalz ist eine wichtige und völlig natürliche Substanz, die dafür sorgt, dass Schmutz, Staub oder andere kleine Dinge nicht tiefer ins Ohr eindringen können. Durch die Bewegung der Kiefer und andere natürliche Prozesse wird das Ohrenschmalz dann nach draußen transportiert – und verschwindet so ganz von selbst.

Es könne vorkommen, dass dieser Selbstreinigungsprozess des Ohres bei manchen Menschen gestört ist: Das zeigt sich dadurch, dass Ohrenschmalz das Ohr verklebt, zu Jucken oder Hörproblemen führt. Dann sollte man ärztlichen Rat einholen, wie man das überflüssige Ohrenschmalz am besten los wird.

Auch keine Ohrenkerzen!

Wattestäbchen, Zahnstocher oder Büroklammern haben aber nichts im Ohr verloren, betont Schwartz. "Die größte Gefahr ist, dass man das Ohrenschmalz dadurch nicht rausbefördert, sondern noch tiefer reinstopft und alles schlimmer macht", warnt auch HNO-Facharzt Peter Franz.

Das Ohrenschmalz werde wieder zurück ins Ohr geschoben und verstopfe den Gehörgang nur noch mehr. Auch Ohrenkerzen haben laut Schwartz nichts im Ohr verloren: Es gebe keine Beweise, dass das Ohr reinigen würden,  könnten aber zu Verletzungen führen. Alle Dinge, die ins Ohr gesteckt werden, können den Gehörgang und das Trommelfell schwer beschädigen – sogar dauerhaft. Hörverlust, ein Klingeln in den Ohren oder Schwindel können Folgen sein.