Paul (5) und Matthias (3) wollen den einen Trettraktor fahren – beide, jetzt! Innerhalb von Sekunden schreien sie einander an. Der Größere schiebt den Kleineren zur Seite, der Kleinere zwickt und weint nach Mama. Muss jetzt der Größere nachgeben, weil er "gescheiter" ist? Oder gibt es eine Möglichkeit, dass nur Gewinner aus der Situation hervorgehen? Ja, die gibt es. In unserem Haushalt zumindest immer öfter. Wir haben uns für einen Weg der Konfliktlösung und im Umgang miteinander entschieden, der die Bedürfnisse aller Beteiligten unter einen Hut bringt, nämlich mit der gewaltfreien Kommunikation. Wir suchen Lösungen, keinen Schuldigen.

Durch unsere offenen Fragen finden die Kinder zu ihren eigenen Lösungen. Wir helfen ihnen bis eine Lösung gefunden wurde und geben ihnen Worte für Bedürfnisse und Wünsche, wo sie ihnen noch fehlen. Papa Günter: "Ich höre, dass ihr beide den Traktor wollt. Wir haben nur einen. Wie können wir das lösen?" Die Kinder überlegen. "Wir könnten abwechseln. Ich fange an." "Nein, ich!" Papa: "Ich höre, dass ihr beide anfangen wollt. Das geht nicht. Fällt euch noch etwas ein?" Nach einiger Zeit fällt ein Vorschlag, der für beide passt. Gewonnen! Das Spiel geht weiter. Gemeinsam wurde eine faire Lösung gefunden, alle Bedürfnisse wurden gestillt. Alle wahren die Achtung sich selbst und dem anderen gegenüber.

Auch wir Erwachsene üben diesen Umgang miteinander. Statt "Du sitzt die ganze Zeit am Handy!", sprechen wir unser Bedürfnis aus und hängen eine Bitte daran: "Ich brauche Hilfe in der Küche, wäre es dir möglich das Handy beiseitezulegen und mir zu helfen?"

Auf die GfK sind wir durch Zufall gestoßen. Ich ging eines Abends erschöpft vors Haus. Die Kinder hatten wieder einmal den ganzen Tag gestritten. Ich klagte einer Nachbarin mein Leid und sie erzählte mir von ihren Kindern, die im Kindergarten gewaltfreie Kommunikation leben und wie man mit Streit anders umgehen kann. Mittlerweile schaffe ich es sogar im Straßenverkehr, sachlich zu bleiben, wenn ich eigentlich persönlich werden möchte.