Abstand halten zu müssen, keine anderen Menschen treffen zu dürfen, ist für manche besonders belastend. Zum Beispiel für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. „Wenn die Betroffenen daheim leben, sind die Ausgangsbeschränkungen sehr herausfordernd für alle Beteiligten“, sagt Michael Buchner vom Verein MAS-Alzheimerhilfe. „Vielfach haben Menschen mit Demenz im Alltag Trainings und sind in Tagesbetreuung. Dort werden sie gefördert und die Angehörigen sind untertags entlastet. Das fällt jetzt weg und kann zu explosiven Situationen führen.“

Buchner und sein – coronabedingt vorübergehend stark geschrumpftes – Team versuchen jetzt mehr denn je, die Informationsbrücke zu pflegenden Angehörigen aufrechtzuerhalten. Einerseits durch telefonische Beratung, andererseits durch konkrete Krisentipps für den Coronaalltag. Täglich wird ein neuer Tipp auf der Website veröffentlicht, überdies wurde ein Fahrplan für Krisensituationen online gestellt.

Was derzeit besonders wichtig ist?Den Humor nicht verlieren, positiv bleiben, Mut machen. Versuchen, durch Beschäftigung miteinander eine gute Zeit zu verleben“, sagt Buchner. Trotz aller Enge, in der momentan der Alltag bewältigt werden muss, soll man auf Pausen achten. „Angehörige müssen sich Auszeiten nehmen. Musik hören, Yoga machen, bewusst ein paar Minuten für sich selbst einplanen“, rät Buchner.

Doch auch, wenn Demenzkranke im Pflegeheim sind, ist die Coronazeit eine harte Prüfung für alle Beteiligten. „In Pflegeheimen gibt es jetzt Besuchsverbote, darunter leiden die Betroffenen genauso wie deren Angehörige“, sagt Hannelore Pacher von der Selbsthilfegruppe Alzheimer Klagenfurt.

Sie appelliert an die Heime, Videotelefonate zu ermöglichen. „In manchen Einrichtungen wird das bereits praktiziert. Und es ist ein großer Vorteil. Allein, dass die Betroffenen ihre Familienmitglieder sehen und ihnen zuwinken können, macht sie schon deutlich ruhiger.“

Menschen mit Demenz, die zu Hause leben, treffen die Ausgangsbeschränkungen besonders hart: „Sie haben oft einen Wandertrieb, dürfen sich jetzt aber kaum bewegen. Das führt innerhalb der Familien oft zu Aggressionen.“ Pacher bietet im Rahmen der Selbsthilfegruppe allen, die sich derzeit überfordert fühlen, telefonische Hilfe an. „Wir haben alle Erfahrung in dem Thema und hören einfach zu. Oft hilft alleine das den Angehörigen schon beträchtlich weiter.“

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