Wie kamen Sie zu der Idee zu Sorority?
Martina Schöggl:
Vor sechs Jahren hatten Therese Kaiser, Katharina Brandl und ich die Idee beim Kaffeetrinken. Es ging uns, wie es Frauen in diesem Alter geht, wenn sie in den Beruf einsteigen, und die ersten Karriereentscheidungen anstehen. Wir haben gemerkt, dass niemand auf uns gewartet hat. Und es ist auch niemand da, der uns auf diesem Weg unterstützen will. Viele Netzwerke sind noch exklusiv oder man muss schon erfolgreich sein, um hineinzukommen. Es war der erste Moment im Arbeitsleben, wo man realisiert, dass die Welt doch nicht so gleichberechtigt ist wie wir es vermutet und vorgebetet bekommen haben.


Ist Netzwerken noch immer ein männlich dominiertes Thema?
Netzwerken ist etwas, das Männer schon seit Jahrhunderten machen. Wir haben so etwas Derartiges nicht institutionalisieren können. Es ist noch sehr jung, dass sich Frauen zusammenschließen und etwas auf die Beine stellen können. Dass Frauen ein Bier trinken gehen oder dass Frauen bewusst wird, was passiert, wenn sie eben nicht mitgehen zu diesem Bier. Und wie viel an Entscheidungen außerhalb der Arbeit getroffen werden.

Sind Frauen schlechte Netzwerker?
Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich anschaut, was Frauen schon immer in Netzwerken organisiert haben. Wenn man nur einmal an die Kinderbetreuung denkt. Unter Frauen gibt es viele informelle Netzwerke. Es ist nichts Schlechtes, ein Netzwerk zu haben, obwohl es oft auch als Freunderlwirtschaft wahrgenommen wird.

Wie wichtig ist ein Netzwerk?
Extrem. Es ist aber auch wichtig, dass man Netzwerken nicht nur als Visitenkarten-Verteilen versteht. Oder glaubt, nur weil man viele Visitenkarten hat, darum hat man ein gutes Netzwerk. Ein Netzwerk funktioniert auf vielen Ebenen. Wir raten auch immer zu einem Peer-to-Peer-Networking, also dass man nicht nur nach oben netzwerkt und versucht, Leute kennenzulernen, die über einem sind. Man sollte auch Leute haben, mit denen man gemeinsam lernt und mit denen man sich gemeinsam weiterentwickeln kann. Vielen graut ja vor diesen steifen Veranstaltungen ...
Man muss es vielschichtiger denken, dann macht es auch Spaß, ein Netzwerk aufzubauen. Netzwerken muss nicht mit mühsamen Afterwork-Events verbunden sein, wo man dann Leute trifft, mit denen man eigentlich gar nicht reden will.

Inwiefern bietet Sorority hier Raum?
Wir haben lose Netzwerktreffen, einen Stammtisch für Mütter oder Selbstständige. Wir bieten aber auch verschiedene Weiterbildungsveranstaltungen an, wo wir Workshops organisieren. Der zum Thema Gehaltsverhandlungen ist zum Beispiel immer ausgebucht.