1. Nähe und Distanz. Eine Anleitung zum professionellen Umgang mit Nähe und Distanz im Berufsleben behandelt Körper-Sprachlehrer Samy Molcho in seinem Buch „Umarme mich, aber rühr mich nicht an“. Wer die Zeichen versteht, könne sensibel darauf reagieren und das Bedürfnis des anderen respektieren, sagt der Experte. Oft sind es gerade die kleinen Nuancen, die den Erfolg eines Gesprächs ausmachen oder darüber entscheiden, ob einem der Gesprächspartner (un-)sympathisch ist.

2. Softer Einstieg. Wer neu in ein Team kommt und erste Gelegenheiten zum Plaudern in ungezwungener Atmosphäre hat, sollte nicht mit Fragen nach Familienstand oder Kindern herausplatzen. Wenn der Kollege zu Hause ein Problem hat, verstärkt man seine negativen Gefühle und er geht auf Distanz. Wenn die Frage schon passiert ist: Jede Antwort akzeptieren und bloß nicht nachfragen! Wer kleine Fauxpas des Kollegen geflissentlich übersieht - also ohne ihn etwas merken zu lassen -, bringt sich auch ein Stückchen weiter auf der Beliebtheitsskala. 3. Sitzungen. Am Schreibtisch laufen Verhandlungen distanzierter ab. Sind die Sessel großzügig im Büro verteilt, signalisiere das laut Molcho zwar das Zugeständnis zur Bewegungsfreiheit, schaffe damit aber keine Nähe. Der Chef wünscht dann Distanz und lässt einen nicht an sich heran. Setzt man sich als Chef bei Sitzungen ans Kopfende des Tisches und lässt die beiden ersten Plätze an den Seiten unbesetzt, demonstriert man Herrschaftsanspruch und ein Nicht-mit-den-Mitarbeitern-in-Berührung-kommen-Wollen. Angenehm: Ein runder Tisch, der leger besetzt wird, lasse jedem Sitzungsteilnehmer Raum und damit auch geistige Bewegungsfreiheit.

4. Unfreiwillige Nähe. Menschen, die einem von Berufs wegen näher treten müssen, schaffen eine unfreiwillige Nähe. Zahnärzte etwa berühren den Mund der Patienten und - wie Molcho sagt - es gehe dabei nicht um den Schmerz, der vielleicht noch gar nicht eingesetzt hat, sondern um die Nähe, die den Patienten zum Verkrampfen bringt. Die Aufforderung, locker zu bleiben, hilft dabei leider gar nichts. Besser: Bei einer Vor- oder Nachbesprechung mit dem Sessel ein Stück weit vom Patienten abrücken. Das schaffe laut Molcho ganz von selbst ein besseres Gesprächsklima. 5. Zugehörigkeit. Individualismus in Ehren, aber: „In früheren Zeiten war es wichtig zu wissen, wer zu wem gehört, um Freund und Feind unterscheiden zu können“, erklärt Molcho. Wer sich in einem Büro, in dem legere Kleidung getragen wird, aufdonnert, signalisiert Distanz. Ähnliche Kleidung erleichtere in jedem Fall die Kommunikation.

6. Vertrauen. Wenn man als Führungskraft freundlich sein und dem neuen Mitarbeiter einen aufmunternden Klaps auf die Schulter geben will, kann das auch Distanz schaffen. „Es ist deutlich zu erkennen, wie sich die Muskulatur zusammenzieht, die Arme sich nicht mehr frei öffnen“, so Molcho. Der Blick des Mitarbeiters wendet sich vom Chef ab. Wenn der Vorgesetzte die Zeichen richtig deutet, zieht er sich ein wenig zurück und das Vertrauen ist auch bald wieder hergestellt.

7. Individualität. In einem Großraumbüro bleibe einem nur die Selbstdarstellungsfläche des eigenen Arbeitsplatzes. Der eigene Raum werde - mit Pflanzen oder Fotos - markiert. Man schirmt sich vor zu großer Nähe ab - oft durch Computer. „Je höher wir in der Hierarchie aufsteigen, umso mehr Gestaltungsraum steht zur Verfügung“, sagt Molcho. Die Kommunikationsfähigkeit steige enorm.