Eine Studie zu einem wenig appetitlichen Thema der Montanuniversität Leoben belegt, dass die Entsorgungskosten für Feuchttücher, die in Toiletten landen, fast dreimal höher sind als der Preis für die Tücher. Allein in der Steiermark fließen jährlich rund 3,6 Millionen Euro in ihre Entsorgung. Besonders problematisch seien sehr reißfeste sowie nicht biologisch abbaubare Produkte.

Die Wissenschafter haben die Ergebnisse der Studie "Analyse und Verbleib von Feuchttüchern im Abfall" am Donnerstag in Graz präsentiert. Die Forschungen wurden von der Gemeinschaft Steirischer Abwasserentsorger (GSA) mit Unterstützung des Landes Steiermark, des Umweltministeriums und des steirischen Entsorgungsunternehmens Saubermacher beauftragt. Es soll sich dabei um die bisher einzig wissenschaftlich fundierte Arbeit zum weltweiten Problem von Feuchttüchern im Kanal handeln.

Die Grünen in Niederösterreich stellten bereits einen Antrag im Landtag für einen Verbot von feuchten Toilettentüchern.

Verstopfungen in Pumpwerken

Jährlich fallen rund 1.200 Lkw-Fuhren an sogenannten Fehlwürfen in der Steiermark an. Dabei handelt es sich um widerrechtlich oder sorglos in die Toiletten geworfenen Müll. Ein erheblicher Anteil sind Feuchttücher. Sie verursachen je nach Reißfestigkeit und Abbaubarkeit Verstopfungen in Pumpwerken sowie Betriebsstörungen in Kläranlagen.

Den Berechnungen der Leobener Forscher zufolge belaufen sich die Entsorgungskosten für Kunstfaser-Feuchttücher in der Steiermark auf 13,7 Euro je 100 Stück. Der Kaufpreis für 100 Stück liegt jedoch bei nur 5,3 Euro. Das bedeute, dass die kommunalen Allgemeinkosten um etwa 260 Prozent höher sind als die privaten Anschaffungskosten. Die Allgemeinkosten trage jeder Bürger mit seinen Kanalbenützungsgebühren mit, hieß es am Donnerstag. Reparatur- und Wartungskosten für verstopfte oder defekte Anlagen müssen ebenfalls kalkuliert werden.

Die Studienautoren kritisierten, dass es bisher keine Kennzeichnungspflicht für Feuchttücher gibt. Damit kann der Kunde auch keine Materialeigenschaften erkennen. Es gilt: Je höher der Kunstfaser-Anteil bei den Trägermaterialien, desto reißfester und weniger abbaubar sind die Produkte.

"Eine nicht besonders delikate Arbeit"

Nach eingehender Analyse der in den Rechen mehrerer steirischer Kläranlagen gefundenen Feuchttücher - "eine wahrlich nicht besonders delikate Arbeit" - seien drei unterschiedliche Gruppen von Feuchttüchern von abbaubar bis nicht abbaubar definiert worden. Klar wurde, dass Erzeugnisse mit einem hohen oder ausschließlichen Naturfaser-Anteil (Zellulose, Anm.) unproblematisch sind. Gleichzeitig wurden aber auch ganz unterschiedlichste Verwendungszwecke dieser Produkte erkannt - etwa für die Euterreinigung in der Agrarwirtschaft.

In der Studie wurden unterschiedliche Arten von Feuchttüchern untersucht, die jeweils andere Eigenschaften hatten und allesamt aus dem Kanal "gefischt" wurden: Baby-Feuchttücher beispielsweise waren im Vergleich zu Toiletten-Feuchttüchern großteils wesentlich reißfester. Gefunden und geprüft wurden etwa auch Feuchttücher für Desinfektion, Intimpflege und Toilettenreinigung.

Die Studie steckte auch die Rahmenbedingungen für die Zukunft ab: Entsorgungskosten werden steigen, denn die Marktvolumina für Feuchttücher hätten sich - vor allem in Westeuropa und in den USA - in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet. Von jährlich um bis zu neun Prozent ist die Rede.