Am Sonntag (4. Februar) steigt er wieder, der „Volo dell’Angelo“. Mit dem „Flug des Engels“ – vom 99 Meter hohen Campanile auf die Piazza San Marco – beginnt in Venedig eine himmlische Zeit für Freunde der Feste und der Farben. Andererseits ist jetzt höllisch viel los auf und um den Markusplatz. Noch mehr als ohnehin fast das ganze Jahr über.

Doch damit es heuer für den Engel und auch für dessen Bewunderer nicht zu eng werde, will die Comune di Venezia den Zugang zum Markusplatz beschränken: Vor allem am kommenden Wochenende, an dem der Karneval seinen Höhepunkt erreicht, will man maximal 20.000 Menschen gleichzeitig Zugang zur Piazza vor dem Palazzo Ducale gewähren. Eine Heerschar an Carabinieri, Poliziotti und Konsorten ist jetzt schon im Einsatz, um dafür – und vor allem für Sicherheit – zu sorgen.

Zwar ist die Gefahr eines Attentats mittels Auto oder Lkw in Venedig äußerst gering. Dennoch wächst die Angst vor der grauenhaften Fratze des Terrorismus inmitten all des Tourismus. Inmitten der wohl schönsten Masken. Das ganze Jahr über arbeiten viele der Künstler des Karnevals weltweit an teils historischen, teils sehr aktuellen, in fast jedem Fall sehr originellen Kostümen. Wie in jedem Jahr zeigen sie sich auch heuer auf der Piazza San Marco und an der Riva degli Schiavoni, die von dort bis zu den Giardini führt, vor einer Kulisse, die schöner kaum sein könnte.

Der ganze Platz ist Bühne

Apropos Kulisse: Abgesehen von der architektonischen Pracht und der Magie des Meeres locken die Veranstalter des Carnevale di Venezia heuer in einen Zirkus, in den Massimo Checchetto die Piazza San Marco verwandelt hat. Der Bühnenbildner des legendären Teatro La Fenice verwendet Bilder, wie sie bereits im Film „Das Lied der Straße“ von Federico Fellini zu sehen waren.

„Creatum: Civitas Ludens“ lautet das verspielte Motto, unter das der künstlerische Direktor Marco Maccapani den Carnevale di Venezia 2018 stellt. Attraktionen sonder Zahl gibt es nicht nur im Quartiere San Marco: Auch um die Touristenströme in der Stadt der Kanäle zu verflüssigen, werden Musik und Tanz, Straßenkunst und mehr ebenso auf Plätzen in San Polo und Santa Croce, in Cannaregio, Rialto, Dorsoduro und Castello geboten.

Karten für Bälle, Dinnershows & Co. sind längst rar geworden, aber ein paar gibt es noch. Auch die Suche nach einem Quartier kann selbst ganz kurzfristig glücken. Die Ehre, zu einer der privaten Partys, die jetzt in den Palazzi gefeiert werden, eingeladen zu sein, wird nur wenigen zuteil. Doch wer einmal in den Sog der Serenissima geraten ist, der kann sich deren Faszination auch im Freien nicht entziehen.