Wie benebelt entlassen die Wahnsinnsdialoge nach anderthalbstündiger Blutorgie im Grand Café Kaiserfeld. Als verließe man einen Filmmix von Fellini und Tarantino und eine familiäre Kaffeehausstube als Kammer des Schreckens - mit einer Ahnengalerie von Mördern und Hingestreckten.

Zwei Glanzmimen schaffen es, aus papierenen Vorgaben das Bild einer skrupellosen Zeit episch, mit psychologischer Farbe, bösem Witz und sarkastischen Personenzeichnungen zu imaginieren: Dorothee Steinbauer und Wolfgang Dobrowsky reißen im von Urs Widmer verdichtet nacherzählten Shakespeare-Drama "Richard III". unweigerlich in den Sog von Machtrausch und Menschenverachtung. "Gewissen" war nur "die Fessel der Kleinen und hinderte sie, mit den Großen mitzuhalten".

Funkelnd die Hinter- und Abgründe erhellende Plastizität, mit der der Schweizer Schriftsteller dem selbst für bemühte Leser staubtrockenen letzten Teil von Shakespeares York-Tetralogie Blut einflößt.

Zwar ist das der Sirup im königlichen Gemetzel. Doch die düster geschminkte Steinbauer im dunkelgrünen Hofkleid und der hatschende Dobrowsky mit Wundmal am Schädel und geschwärztem Augenglas lassen den Lebenssaft pulsieren und wecken im Mammut-Text unzählige Monster. Hautnah zum Gruseln und Mondanheulen sind ihre rabenschwarzen Mordsgestalten. Großartig!

Richard III.. Urs Widmer/William Shakespeare
7., 8., 10., 13., 14., 15., 20.,21., 24., 28. und 30. 3. 2017, 20 Uhr
Café Kaiserfeld, Kaiserfeldgasse 19-21, Graz.
Karten: Tel. 0676-33 78 0 65
www.steinbauer-dobrowsky.info