Die Reaktionen auf die aktuelle Ausstellung fielen und fallen heftig aus: Einiges an Unverständnis und Empörung spiegelt sich in dem Feedback, das das Kunsthaus Bregenz (KUB) in den letzten Monaten per Gästebuch, E-Mail, Briefverkehr erreicht hat. Auslöser derart leidenschaftlicher Reaktionen auf Kunst ist eine Schau, die sich den Gepflogenheiten des Ausstellungsbetriebs verweigert: Wer sie gestaltet hat, ist unbekannt. Statt eines Namens steht nur ein schwarzer Balken (nicht unähnlich den Schwärzungen der US-Regierung auf den jüngst veröffentlichten Epstein-Files) für das Projekt. In allen Schriftstücken wird konsequent ausschließlich auf „den*die Künstler*in“ Bezug genommen, der oder die da ein „parasitäres“ Haus aus Aluminium und Glas ins Obergeschoss des Gebäudes gesetzt hat. Die Identität dieser „Person“ wird geheim bleiben, erzählt Kunsthaus-Leiter Thomas D. Trummer.
Ist das Publikum herausgefordert, ein Werk mit unklarer Urheberschaft zu analysieren und interpretieren, wird der Konventionsbruch prompt zum Reibepunkt. Das schadet gar nichts, findet Trummer, der das KUB seit 2015 führt: „Man muss so ein Haus auch strapazieren.“ Die Haltung scheint sich für die Institution zu lohnen: 2025 endet voraussichtlich mit einem Besucherrekord, 58.000 Eintritte sind prognostiziert, 60.000 möglich. Heuriger Zuschauermagnet war die Schau der polnischen Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas (mehr als 28.000 Besuche) in der publikumsträchtigen Festspielsaison.
Nächstes Jahr will Trummer sein Haus nicht nur per Reflexion über den Kunstbetrieb, sondern auch im buchstäblichen Sinn strapazieren: Nicht ausgeschlossen, dass im Herbst 2026 für eine Ausstellung der US-Amerikanerin Torkwase Dyson ein Swimmingpool ins obere Stockwerk gebaut wird. Davor müssen jedenfalls noch Statikfragen geklärt werden. Nebst Dyson zeigt der Kunsthistoriker, der in Bruck aufgewachsen und in der Ära von Wilfried Skreiner und Werner Fenz in Graz studiert hat, im nächsten Jahr auch die Südkoreanerin Koo Jeong A (31. Jänner bis 25. Mai) und den Franzosen Cyprien Gaillard (13. Juni bis 4. Oktober). Klammer aller drei Personalen ist das Thema Raumbewusstsein: „Räume zu eröffnen, in denen die Welt berührbar wird, nicht als Ware, sondern als Erfahrung“ hat Trummer als Devise für 2026 ausgegeben. Darüber hinaus hat der KUB-Chef auch mit Österreichs nächstjähriger Biennale-Vertreterin Florentina Holzinger ein ortsspezifisches Projekt in Vorbereitung: Die gefeierte Performancekünstlerin plant eine „Étude“ für das KUB. Der Bodensee soll dabei eine zentrale Rolle spielen.
Kunsthaus Bregenz. ███████
Noch zu sehen bis 18. Jänner 2026.
www.kunsthaus-bregenz.at