Heftige Kritik an den Kulturvorhaben im Regierungsprogramm, Förderkürzungen und der Neubesetzung des Kulturkuratoriums, eine Großdemo in Graz und die Petition „Kulturland retten“, die schon mehr als 11.000 Unterschriften einsammeln konnte: Seit Antritt der blauschwarzen Landesregierung  im Dezember war das Verhältnis zwischen Kulturpolitik und Kulturszene anhaltend frostig – wir haben berichtet.

Frühlingsstimmung in der steirischen Kulturlandschaft? Überraschend gibt es zusätzliche Förderungen für die freie Szene
Frühlingsstimmung in der steirischen Kulturlandschaft? Überraschend gibt es zusätzliche Förderungen für die freie Szene © KLZ/ Winona Pilat

Möglicherweise keimt nach der letztwöchigen Budgetverkündigung nun doch noch Frühlingsstimmung: Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) hatte am Montag gute Nachrichten in Sachen Kulturbudget: Es beläuft sich heuer auf 82,62 Millionen Euro ­– immerhin 1,3 Millionen mehr als 2024 (81,3 Millionen Euro). Der Großteil der Mittel ist fix gebunden (34,86 Millionen gehen an das Universalmuseum Joanneum, 29,61 Millionen an die Bühnen Graz), für das allgemeine Förderwesen gibt es 12,85 Millionen Euro.

Mehr Geld für Gegenwartskultur

Das Mehr soll nun der Weiterentwicklung von Gegenwartskunst und Gegenwartskultur zugutekommen. Speziell der freien Szene, die so Kornhäusl, „unter besonderen Herausforderungen gestanden ist“: Zu den 1,4 Millionen Euro, die im provisorischen Förderbudget für sie vorgesehen waren, kommen nun 1,3 Millionen dazu - verfügbar, weil die Landesinstitutionen Bühnen Graz und Universalmuseum Joanneum heuer nur die vertraglich fixierten Valorisierungen erhalten und sonst nichts. Die Summe fließt zur Gänze in drei zusätzliche Sonderfördercalls.

500.000 Euro sind für einen Fair Pay Call reserviert. Er richtet sich vor allem an Fördernehmer mit Mehrjahresverträgen und läuft von 2. bis 30. Mai, Rückmeldungen an die Antragstellenden soll es bis Juli geben.

Weitere 500.000 Euro gibt es für Förderwerber ohne Mehrjahresvertrag oder Volkskulturbezug, „er richtet sich vor allem an junge Kunst- und Kulturschaffende“, so Kornhäusl. Der Fokus liegt ausdrücklich im Bereich experimenteller, internationaler Projekte, zwecks „Absicherung des Kulturlands für die Zukunft“. Der Call läuft von 2. Mai bis 30. Juni, Rückmeldungen sind bis Oktober geplant.

Die verbleibenden 300.000 Euro fließen in einen zusätzlichen Einreichtermin für Projekt- und Filmförderung, der durch den nun „gewonnenen budgetären Spielraum“ möglich wurde. 200.000 Euro gibt‘s für Projektanträge, 100.000 für die Filmförderung (ergänzend zu den rund 500.000  Euro, die bereits in diesen Bereich fließen). Die Einreichfrist läuft bis 30. Oktober.

Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (VP): Fördercall speziell für experimentelle Projekte
Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (VP): Fördercall speziell für experimentelle Projekte © Jürgen Fuchs

Die jüngst von der Plattform „Kulturland retten“ aufgezeigte Finanzierungsdiskrepanz zwischen sogenannten Leuchtturmprojekten wie der „Steiermark Schau“ (7,3 Millionen Euro) und Kulturszene ist damit zwar nicht ausgeräumt. Aber: „Reibung erzeugt Energie“, sagt Kornhäusl, kulturpolitisch soll einiges in Bewegung kommen. Im Mai startet das Projekt „Kulturland statt Leerstand“ zur Schaffung von Atelier-, Proben- und Aufführungsräumen auf dem Land. Die Umsetzung übernimmt die Kulturabteilung. Dort wird auch die EU-Beratungsstelle zur „effektiven Servicestelle für Kulturschaffende“ ausgebaut. Zur Umsetzung der Kulturstrategie 2030 ist im Ausseerland ein Pilotprojekt für Einrichtung von regionalen Kulturdrehscheiben gestartet, auch will Kornhäusl Residencies bzw. Netzwerktreffen auf dem Land forcieren.

Kulturförderungsgesetz wird novelliert

Einige Brisanz hat die Ankündigung einer Arbeitsgruppe zur Novellierung des Kultur- und Kunstförderungsgesetzes im Sinne der Kulturstrategie 2030. Dem Team sollen auch Interessenvertreter aus der Szene angehören, seine Aufgaben: das Förderwesen zu entbürokratisieren und transparenter machen sowie bestehende Gremien zu evaluieren. Außerdem will Kornhäusl einen dauerhaften spartenübergreifenden Fachbeirat installieren, „für eine zeitgemäße Form der Begutachtung“.

Erübrigt sich damit das viel kritisierte Kulturkuratorium? Man müsse sich anschauen, „was Sinn macht und lebbar ist“, so der Landesrat. Bereits jetzt in Begutachtung sind 148 der 154 eingereichten Anträge für die Mehrjahresförderung 2026 bis 2028. Das gesamte Antragsvolumen liegt bei 9,98 Millionen Euro pro Jahr, berichtet Kulturamtsleiter Patrick Schnabl, ausbezahlt wurden zuletzt 7,1 Millionen jährlich. Bleibt es ungefähr dabei, ohne gravierende Veränderung nach unten? Festlegen will sich Kornhäusl darauf nicht. Er schließt es aber auch nicht aus.