Weihnachten ist vorüber, nun steigt die Vorfreude aufs neue Jahr – und damit auf das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, die am Donnerstag einen letzten Ausblick auf das Klassikevent des Jahres gaben. „Die Zahlen sind einfach ein Wahnsinn!“, zeigte sich Vorstand Daniel Froschauer geplättet von den nackten Fakten, wurden doch alleine rund 990 Stücke bei den 66 vom ORF übertragenen Ausgaben gespielt: „Das immer interessant zu gestalten, ist nicht einfach.“

Dass man auch 2024 aufregend bleibt, dafür sollen nicht zuletzt neun Neujahrskonzert-Erstaufführungen stehen – darunter ein Stück des kommenden Jahresjubilars Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag im September begangen wird. Man spielt die orchestrierte, frühe „Quadrille, WAB 121“, welche auch das Debüt für ein Bruckner-Werk beim Event darstellt.

Zum zweiten Mal Thielemann

Er empfinde es als aufregend, dem Weltpublikum eine bis dato unbekannte Charaktereigenschaft des Komponisten präsentieren zu können, unterstrich Stardirigent Christian Thielemann, der 2024 zum zweiten Mal den Taktstock bei einem Neujahrskonzert schwingen wird: „Der Bruckner hatte eine ganz andere Seite, als er jung war.“ Überdies ist auch der traditionelle Pausenfilm im ORF dem Jahresjubilar gewidmet. Unter dem Titel „Eine Entdeckungsreise“ gehen zwei Sängerknaben aus dem Stift St. Florian auf Entdeckungstour zu den zentralen Lebensstationen des Oberösterreichers, darunter Ansfelden oder Bad Ischl.

Aber nicht nur Bruckner steht am ersten Tag des Jahres im Fokus, auch Joseph Hellmesbergers „Estudiantina-Polka“ wird erstmals im Rahmen des Neujahrskonzerts gespielt. Hellmesberger verkörpere für ihn das urtypisch Wienerische, betonte dabei Froschauer: „Es ist ein bisschen lasziv, ein bisschen unanständig – es berührt mich tief.“ Und selbstredend bildet die Familie Strauß wieder die Basis des Programms. „Dieser Brunnen ist unerschöpflich“, unterstrich Thielemann.

„Er schont uns nicht“

Dass man diese emotionale Vielstimmigkeit des Vormittages in Perfektion darbieten kann, dafür sorge nicht zuletzt die enge Vertrautheit zwischen den Philharmonikern und Christian Thielemann. „Er schont uns nicht und holt das Letzte aus uns raus“, machte Froschauer dabei deutlich. Der Angesprochene gab dabei das Kompliment postwendend zurück: „Es ist eine wunderschöne Aufgabe – und eine Aufgabe, die immer schöner wird, je besser man das Orchester kennt.“

2024 wird dabei die 84. Ausgabe des Neujahrskonzerts begangen, wobei der ORF bereits zum 66. Mal dafür sorgt, dass die Klänge aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins in die Welt hinausgetragen werden. Rund 100 Länder greifen auf die mit 15 Kameras erstellten Bilder des Senders zurück. Nicht nur für Thielemann wird dabei der 1. Jänner 2024 der zweite Einsatz nach 2019 beim Neujahrskonzert, auch ORF-Kulturlady Teresa Vogl wird zum zweiten Mal durch den Vormittag führen. Eingeläutet wird das Event ab 10.35 Uhr mit der Doku „Auftakt zum Neujahrskonzert“ als Blick hinter die Kulissen, bevor um 11.15 Uhr das eigentliche Konzert startet.