Erklären wir dieses Jazz-Orchester einfach einmal zur einzigen österreichischen Konzept-Big Band. Der 17-köpfige Klangkörper unter der Leitung von Christian Muthspiel ist in seiner aktuellen Besetzung geradewegs ein repräsentativer Querschnitt der jungen österreichischen Jazzszene, ein illustres Orchester also, dessen Musiker alle mit einem individuellen Solistenstatus ausgestattet sind. Womit es sich schon einmal leichter mit Fellini sagen lässt. Für seine La Strada-Auftragskomposition „La Melodia della Strada“, die das Orchester im Vorjahr zum 25. Jubiläum des Straßentheaterfestivals in der Grazer Oper einspielte, musste denn jedes Mitglied auch zum Solisten werden. In dieser Verschmelzung von klassischer Kultiviertheit und der Ungezähmtheit des Jazz scheint es ein Prinzip, „dass sie ihre Stärken als Improvisierende präsentieren können“, lässt Fellini-Kenner Muthspiel wissen, „weil bei Fellini eben diese ganz starken Typen vorkommen“. Vor Kurzem ist diese „Omaggio a Federico Fellini“ nun auf einer prächtigen Doppel-CD (col legno) erschienen, nachdem bereits im Vorjahr das Doppelalbum „Homecoming“ (Universal) als Plattendebüt eingeschlagen hat.

Im fünften Jahr seines Bestehens ist das Orjazztra Vienna längst zum Arbeitsmittelpunkt des steirischen Komponisten geworden, der dafür auch den Instrumentalisten Christian Muthspiel entlassen hat. „Es läuft sehr gut, aber ich wiege mich nicht in Sicherheit, und ich bin mit Partiturpapier ungefähr gleich viel beschäftigt wie mit Excel-Tabellen“, gibt Muthspiel Einblick in die Tagesordnung eines Orchesterleiters. Von einer Fortschreibung der Geschichte des legendären Vienna Art Orchestra, in dem er einst selbst an der Posaune zu hören war, scheint er weniger wissen zu wollen, „diese Schuhe sind sehr, sehr groß…“. Die Ähnlichkeit sei aber, „dass auch Matthias Rüegg sehr viel komplexes Material komponiert und ähnliche Vorlieben hatte, etwa Musik über Musik zu machen“.                                                                                 

Mit dem Orjazztra Vienna kommt Muthspiel nun endlich auch in seine Geburtsstadt Judenburg. Ein Spiel mit Heimvorteil? „Ich glaube, ich bin dort nur zweimal aufgetreten, seit ich 1976 die Stadt Richtung Graz verlassen habe, aber noch nie mit einer großen Besetzung“, und da habe er eben „nach sehr langer Zeit wissen wollen, wie es sich anfühlt, in Judenburg zu spielen“.