Das Zeitalter der Sklaverei gehört zu den grausamsten Perioden der US-Historie, auf dessen Gräueltaten weiterhin mit Scham und Schuld zurückgeblickt wird. Eine der berüchtigsten Fotoaufnahmen, die mit dieser Zeit eng in Verbindung gebracht wird, ist die des Sklaven „Gordon" – in manchen Kreisen auch als „Whipped Peter" (auf Deutsch: ausgepeitschter Peter) bezeichnet. Das Bild, das einen durch Peitschenhiebe sichtlich vernarbten Rücken zeigt, ging noch vor der gesamtheitlichen Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1865 wie ein Lauffeuer um die Welt und wurde zum Symbolbild abolitionistischer Bewegungen. Über den Mann, dessen Antlitz das verstörende Bildnis ziert, ist hingegen wenig bekannt. Man weiß lediglich, dass dieser erfolgreich von einer Plantage geflüchtet war und in späterer Folge während des Sezessionskrieges der Unionsarmee gedient hatte.

Regisseur Antoine Fuqua, bekannt für Popcornkino á la „Training Day" oder „The Equalizer", hat sich nun der Aufgabe angenommen, diesen historischen Symbolcharakter als vollwertigen Menschen zu porträtieren. Dezidiert hat sich der Filmemacher dagegen entschieden, seine Hauptfigur, die hier nicht auf Gordon, sondern den geschichtlich weniger in Verwendung befindlichen Namen Peter hört, auf eine Opferrolle zu reduzieren. Stattdessen wird dieser in „Emancipation" als großer, mutiger Kämpfer inszeniert – samt Heldenpathos und allem Drum und Dran. Ein ehrenwertes Vorhaben, das in diesem Kontext jedoch nur bedingt aufgeht.

Für die Hauptrolle hat sich Fuqua einen Schauspieler geangelt, der heuer einer großen medialen Schelte ausgesetzt war und berüchtigterweise selbst so manche Schelle ausgeteilt hatte: Will Smith. Die ehrwürdige Darbietung des frischgebackenen Oscarpreisträgers gehört zweifelsohne zu den großen Stärken des Dramas. Weit entfernt von seinem hochkarätigen Superstar-Image gibt der 54-Jährige hier eine Performance, die sowohl mit ausdrucksstarker Mimik als auch körperbetontem Einsatz zu beeindrucken vermag. Ästhetisch zeichnet das über zwei Stunden lange Heldenepos eine triste, in grauer Farbpalette gehaltene Umgebung nach, in die Zuschauende anhand komplexer Kamerafahrten eingeführt werden.

Abseits aufwändiger Techniken und der sublimen Schauspielleistung Will Smiths vergreift sich Fuqua leider aber vielfach im Ton. Der Film vermischt Elemente eines rohen Sklavendramas mit den gewohnten Actionansätzen des Regisseurs. Zwei Perspektiven, die in diesem Falle nicht nahtlos ineinander übergehen, zumal die meisten der Figuren (allen voran ein von Ben Foster verkörperter Sklaventreiber) wie Reißbrettkarikaturen agieren. Aufgrund des eindrucksvollen Handwerks und der zentralen Darstellerleistung bewegt sich der Film noch geradeso über dem Durchschnitt. Gemessen an der Idee wäre aber mehr drin gewesen. Vielleicht ist Regisseur Fuqua bei astreiner Haudrauf-Action doch besser aufgehoben.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

"Emancipation" ist auf Apple TV+ zu sehen.