Sechs Jahre hat sich der Grazer Musiker Rainer Binder-Krieglstein fürs Album „Trommeln der Nacht“ Zeit gelassen. Zeit genug, neue Kollaborateure zu finden. Als „Jugend“ 2012 erschien, drückte die neue Stimme seines Projekts noch die Schulbank. Christiana Nwosu, die als 14-Jährige bei der „Großen Chance“ aufgefallen ist, verleiht dem Album leicht herben Soul und Coolness.

Mit Willi Landl, Uwe Bubik, Florian Horwath und dem unverwüstlichen Crooner Louie Austen ist die Liste der Gastsänger bunt ausgefallen. Eine Buntheit, die für die Zerrissenheit des Werks steht. Wieder setzt man sich zwischen die Stühle. Zwischen Hit-Appeal und Verweigerung passt bei „Trommeln der Nacht“ kein Beat.


Das treibende „Danser“ und das entspanntere „Lovely“ schielen auf FM4-Airplay, während auf „Wurst“ ein verschrobener Text auf Easy-Listening-Sounds trifft, die von Louie Austens Stimme besonnt werden. „Wurst“ und der titelgebende Track „Trommeln der Nacht“ mit seinen Bob-Dylan-Zitaten und nervösen Bläsern sind exemplarisch für ein Dilemma, in das Popmusiker mit Verstand und Geschmack oft einmal geraten. Wie viel Ohrwurm darf sein, wenn man eine Abneigung gegen Kommerz verspürt?

Binder-Krieglsteins Laufbahn, die seit 15 Jahren zwischen kleinen Indie-Hits und Avantgarde mäandert, wird vom neuen Album gut zusammengefasst. Hübsches Detail am Rande: Die Begeisterung des Künstlers fürs Radfahren fließt diesmal gleich in mehrere Tracks ein.
Das Album ist das erste des Labels „Cooks Records“, das der 54-jährige Musiker gemeinsam mit Uwe Gallaun betreibt und dessen Programm spannend zu werden verspricht, ist Binder-Krieglstein doch einer der hellhörigsten und stilistisch offensten Beobachter der heimischen Szene.