Eleanor Friedberger: Das Dunkel unterm Leuchtstiftgelb

Wenn es um den heißesten Scheiß geht, ist Eleanor Friedbergersicher nicht unter den Top Ten. Vorn dabei ist sie trotzdem, denn sie hat die 80er für sich entdeckt und die feiern derzeit fröhliche Urständ. Ihr Grundgerüst ist jene Tanzcafé-Mucke, bei der der Synthesizer den Takt vorgibt – so aufbauschend wie eine Bundfaltenhose. Die Inspiration: Streifzüge durch das krisengeschüttelte Athen, immerhin hat Friedberger griechische Wurzeln. Herausgekommen sind zehn Songs, die nur auf den ersten Blick heiter klingen. Gut eingefangen: Das Wehklagen, die so typische Melancholie der 80er-Jahre, die auch noch durch das grellste Leuchtstiftgelb durchschimmern konnte. So klingen wohl die 80er im Jahr 2018.

Eleanor Friedberger. Rebound. Frenchkiss Records.

Cardi B: Mit Liebsein hat sie nichts am Hut

Sie ist, was sie ist, und dazu gehört, dass sie sagt, was sie war: von der ehemaligen Stripperin zum Rap-Star der Stunde. So darf das aktuelle Album von Cardi B. auch verstanden werden: eine rasante, nicht immer ganz jugendfreie Fahrt durch ihre ganz eigene Geschichte. Harte Töne, die gegen Ende hin leiser werden. Auch nachdenklich? Sicher nicht! Cardi B posaunt heraus, was sie sich denkt und wie es einem eben gerade geht, wenn man den ultimativen Jackpot geknackt hat. In ihrem Fall schaut das so aus: Lobeshymnen ohne Ende und im April die Nummer 1 in den US-Charts. Und wie fühlt es sich an? Um es mit ihren Worten zu sagen: „I’m in a boss bitch mood. I do what I like, I do, I do.“

Cardi B. Invasion of Privacy. Atlantic/KSR

Courtney Barnett: Kompromisse? Wozu denn?

Für jene, die ein Empfehlungsschreiben brauchen: Ihre Lieder finden sich auf der Playlist von Barack Obama. Für jene, die eine Auszeit vom Hip-Hop brauchen und sich nach der guten, alten Gitarre sehnen, der greift auch zu Courtney Barnett. Die haut auf ihrem neuen Album nicht nur in die Saiten, sondern teilt auch ordentlich aus. Etwa gegen anonyme Internet-Trolle. In „Nameless, Faceless“ verpasst sie ihnen nach dem süffisanten Lächeln einen Arschtritt. Punkt. So ist es schließlich in der Rock-’n’-Roll-DNA eingeschrieben. Aufmucken statt abtauchen steht auf dem Wegweiser der Australierin. Daran kann man sich gerne halten.

Courtney Barnett. Tell Me How You Really Feel. Milk Records.

Schauspielerin („Moonlight“, „Hidden Figures“), Politaktivistin und Musikerin – was Janelle Monáe anfasst, das hat Seele. Die kann man auch dem neuesten Werk der Soul-Diva nicht absprechen. Der Quellcode von „Dirty Computer“? Eine gelungene Mischung aus Software und Hardware – durchmischt mit Kooperationen wie etwa Beach Boy Brian Wilson oder Pharrell Williams. Soul trifft Rap und kokettiert bisweilen mit dem Mainstream. Eine kleine Wundertüte, die zum Schluss mit „Americans“ noch eine Hommage an Prince, mit dem sie kurz vor dessen Tod zusammengearbeitet hat, hervorzaubert.

Janelle Monáe. Dirty Computer. Warner Music.

Rückblick: Schon ein bisschen älter, aber eine Empfehlung mit Nachdruck: Anna von Hausswolff, die ihre eigene Musik gerne als Funeral Pop bezeichnet, hat im März mit „Dead Magic“ eine ihrer musikalischen Meditationen veröffentlicht. Stampfend, schwebend, laut und leise. Eine toll-düstere Rundfahrt mit einem Hauch von Dantes Inferno: Am Ende aller Nächte kommt irgendwann das Licht.

Anna von Hausswolff. Dead Magic. City Slang.

Ausblick: Die Welt braucht ja viel mehr Hymnen. Wie gut, dass Florence Welch Ende Juni mit „High As Hope“ in die Bresche springt. Mit „Sky Full of Song“ und „Hunger“ hat sie die ersten Vorboten ausgeliefert. Eines kann man schon sagen: Zurückhaltung ist ihre Sache nicht!

Florence + the Machine. High As Hope. Virgin EMI.