Es ist kein Zufall, dass Arnold Schwarzenegger jetzt auch "Chief Action Officer" von Netflix ist und als eine Art Zeremonienmeister in einem Trailer für den Streamer die kommenden Actionknaller in seiner unnachahmlichen Art anpreist: Schwarzenegger spielt Schwarzenegger, was sonst. Kaum ein Schauspieler hat es geschafft, was dem Steirer gelungen ist – die Schauspielerei auf den Kopf zu stellen, das Pferd von hinten aufzuzäumen, in den Hollywoodstudios zum Maßschneider zu gehen: Der Steirer passt sich nicht an Rollen an, die Rollen werden an ihn angepasst. Tailoring made in Hollywood. Einen Termin bei diesem Schneider, den kriegen nur ganz wenige.


Erstaunlich ist auch, wie schnörkellos und unkompliziert diese Rollen in Summe sind. Wie wenig sie sich über die Jahrzehnte verändert haben: Die raue Schale mit den unverkennbaren Rissen, durch die zwangsläufig der weiche Kern hindurchschimmert. Gerne feuert er aus ziemlich schweren Waffen, wirft aber auch Gags wie Trostpflaster hinterher. Die Weltschmerzschwere vieler Actionhelden, die fehlt ihm zur Gänze. Ironie? Ja! Zynismus? Niemals.
Dieses Konzept ist in "Fubar" vom ersten Moment an sichtbar, eine Actionkomödie in der extended Serienversion wie aus dem Schwarzenegger-Lehrbuch: viel Action, ein hoher Munitionsverschleiß, viele Gags mit unterschiedlicher Zündstufe und eine Familienaufstellung. Eine Mischkulanz aus A-Team, Mac Gyver und zum Drüberstreuen ein Salutschuss aus der nackten Kanone.

Arnold Schwarzenegger mimt den CIA-Agenten Luke Brunner, der gerade in Antwerpen seinen letzten Job absolviert hat. Wo alles in geregelten Bahnen, aber nicht mehr allzu geschmeidig über die Bühne geht. Es ächzt und krächzt, mit knapp 70, aber die CIA schickt ihn für einen weiteren Job in die Verlängerung. Wo er im Camp eines Waffenhändlers just auf seine Tochter Emma (Monica Barbaro) trifft. Die lebt das Leben, das er selbst gelebt hat: zwei Identitäten – die Weltverbesserin, die in Krisengebieten unterwegs ist. Der ganze Stolz des Vaters – bis sich herausstellt, dass sie ebenfalls eine CIA-Agentin ist. Fortan werden Vater und Tochter zwar als Duo gegen das Böse kämpfen, aber in der Feuerpause private Scharmützel ausfechten. Großzügig ist der Griff ins Waffenarsenal eines typischen Vater-Tochter-Konflikts, der nicht nur im Vorbeigehen feministische Themen aufgreift. Das alles natürlich in homöopathischen Dosen und die Kanten immer schön mit Humor abgeschliffen. Eine Pädagogik der kleinen Schritte.

Arnold Schwarzenegger gibt den alten, weißen CIA-Agenten, einen Monolithen, der natürlich zur sanften Bewegung fähig ist, wir erinnern uns an den "Arnie"-Sprengstoff mit Explosionsgarantie: der weiche Kern! Um ihn herum hat man die Diversitätshausaufgaben klug gemacht, auch, weil man dabei immer wieder Ironie beweist. Wobei nicht jede Gagrakete zündet, schon gar nicht die  Rohrkrepierer aus der Sexkiste. Keine Frage: Bisweilen ist das Schmähfeuerwerk auf Dauerrotation durchaus ermüdend. Auch, weil hier eine Actionkomödie in der Langstrecke absolviert wird. Dass man die Welt hier nicht neu erfindet, war übrigens auch nicht zu erwarten. Wer die Actionkracher der 1990er-Jahre vermisst hat, der kriegt sie bei "Fubar" ("Fucked Up Beyond All Repair", was so viel heißt wie total hinüber) mit einem Upgrade für die 2020er-Jahre zurück. In Sachen Technologiebombast spielt man die kleine Bontempi-Orgel und lässt den Hammer eingepackt. Eine kluge Entscheidung, denn Arnold Schwarzenegger ist eben nicht Thor, sondern fährt nur einen Hummer.

"Fubar" ist auf Netflix zu sehen.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)