Im Zuge eines Salzburgbesuchs von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitagnachmittag ein Journalist von oe24.tv kurzzeitig festgenommen worden. Ein Sprecher der Polizei Salzburg bestätigte der APA die Festnahme, über die oe24.at berichtete. Drei junge Polizisten hätten den Mann nicht als Journalisten erkannt, sagte Polizeisprecher Hans Wolfgruber.

Bei dem Besuch des Bundeskanzlers hätten sich rund 50 Personen zu einer Spontandemo zusammengefunden. "Die Teilnehmer waren großteils Corona-Maßnahmen-Gegner und haben skandiert, gedrängelt und gefilmt", schilderte Wolfgruber die Situation. Die Straße sei mit einer Menschenkette von Polizisten abgesperrt worden. Einzelne Teilnehmer hätten versucht an den Polizisten vorbeizukommen. Darunter auch der oe24.tv-Reporter, daher sei er festgenommen worden.

"Im Zuge der Überprüfung hat sich herausgestellt, dass es sich um einen Journalisten handelt. Daraufhin wurde er freigelassen", sagte der Polizeisprecher. Unter den Demonstranten seien immer öfter Personen zu finden, die sich als Pressevertreter ausgeben und auch mit Kameras unterwegs sind. "Die jungen Polizisten haben ihn nicht als Journalisten erkannt, sonst wäre es nicht dazu gekommen", betonte Wolfgruber.

"Plötzlich an die Wand gedrückt"

"Plötzlich wurde ich von hinten an eine Wand gedrückt, das war sehr schmerzhaft", berichtete der kurzfristig festgenommene Journalist Mike Vogl im Anschluss an den Vorfall. "Drei junge Polizisten sagten mir, ich solle sofort aufhören zu filmen und zu fotografieren." Selbstverständlich habe er den Polizisten erklärt, dass er von der Presse sei und nur seinen Job mache. Trotzdem sei er gefesselt und festgenommen worden. Die Amtshandlung werde evaluiert, erklärte Polizeisprecher Wolfgruber. Gegen Vogl gebe es nun eine Anzeige wegen eines Verwaltungsdelikts, die nun der Behörde zur Beurteilung vorgelegt werde.

Der Österreichische Journalist*innen Club (ÖJC) verurteilte die Festnahme und sprach in einer Aussendung von "überschießender Polizeigewalt". Der Präsident des ÖJC, Oswald Klotz fordert eine sofortige Untersuchung des Vorfalls, eine Schulung der Salzburger Polizisten im Umgang mit arbeitenden Medienvertretern und eine offizielle Entschuldigung beim betroffenen Journalisten. Die Bilder von der Festnahme seien schockierend, reagierte FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer in einer Aussendung. Ein derartiger Vorfall sei in einem demokratischen Land, wo Pressefreiheit eine Selbstverständlichkeit sein sollte, höchst problematisch und m