Er war über viele Jahre, als Regisseur und auch als Drehbuchautor und Produzent, für den ORF sozusagen der „King of Comedy“. Mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ bis zum „Kaisermühlen Blues“ bescherte der Salzburger Reinhard Schwabenitzky dem ORF Traumquoten. „Oben ohne“, seine bisher letzte ORF-Serie über zwei ziemlich verschiedene Familien in einem Wohnhaus, die momentan als Wiederholung wieder nachmittags oder nachts im Programm ist, drehte er zwischen 2006 und 2011 – und dann kam der große Bruch. Seit nunmehr zehn Jahren gibt es vom Küniglberg keinen einzigen Auftrag mehr für ihn.

Was ist damals passiert, Herr Schwabenitzky?
REINHARD SCHWABENITZKY: Rückblickend würde ich sagen, das war eine blöde G’schicht. Damals war eine dritte Staffel mit sechs Folgen geplant. Plötzlich kam ein Anruf aus dem ORF-Zentrum, ob ich denn nicht auch zusätzlich ein Weihnachts-Special machen könnte. Ich habe mich gefreut, sofort Schauspieler und Team verständigt, dass sie für drei Wochen länger nichts anderes annehmen dürfen. So weit, so gut. Doch dann erfolgte der Knackpunkt.

Inwiefern?
Grund war, dass man uns plötzlich mitteilte, dass nur das Weihnachts-Special, nicht aber die sechs Folgen der Serie gedreht würden. Mir ist die Lade runtergefallen. Ich war sehr verbittert und habe das die zuständige Redaktion auch wissen lassen. Versuche, mit Generaldirektor Alexander Wrabetz zu sprechen, blieben erfolglos. Als er sich später einmal meldete, war er – na sagen wir – sehr ungehalten. Ich habe versucht, ihm zu erklären, was es bedeutet, ein Team von mehr als 60 Freischaffenden im Regen stehen zu lassen. Der reine Wahnsinn. So schnell finden die keinen neuen Job. Doch das fiel nicht auf fruchtbaren Boden. Ich möchte betonen: Ich habe zwar energisch meinen Standpunkt vertreten, war aber nie beleidigend.


Gibt es auch konkrete Pläne?
Es gibt ein Projekt, das ich über Crowdfunding finanzieren möchte, der Arbeitstitel lautet „Die Bloggerin“, preisgünstig machbar, weil sich alles mit einer einzigen Person in einem einzigen Haus abspielt. Für das Drehbuch – Auslöser war die Eingeengtheit durch Corona – habe ich bereits etliche kompetente Komplimente erhalten, es sei „unvorstellbar, wie man mit so wenig Aufwand eine so spannende Geschichte erzählen kann“. Ein Filmverleih ist mittlerweile sehr interessiert, „Die Bloggerin“ in die Kinos zu bringen. Ich habe aber mit www.nurdein.tv auch einen eigenen Streamingsender, über den ich den Film laufen lassen kann. Ich möchte allerdings erst zu drehen beginnen, wenn der Coronazauber vorbei ist. Denn ich will nicht mit lauter Maskierten arbeiten.

Noch eine Frage am Rande. Sie sind ja der eigentliche Entdecker unseres zweifachen Oscar-Preisträgers Christoph Waltz. . .
Ja, ich habe ihn gefunden, als ich 1977 „Der Einstand“ drehte, bei einem langen Casting. Da habe ich auch Erwin Leder entdeckt. Christoph habe ich in der Folge mehrmals beschäftigt. Ich habe ihn auch 1979 für „Parole Chicago“ nach Berlin gelotst. Die wollten ihn erst gar nicht, weil er ihnen „zu südlich“ war. Doch dann waren sie ganz begeistert. Interessanterweise erhalte ich noch heute Kommentare zum Beispiel aus den USA, die meinen, dies sei eine der besten Leistungen von Christoph gewesen. Als er dann nach New York in die Strasberg-Schauspielschule ging, haben wir einander aus den Augen verloren. Doch seit den Dreharbeiten zur „Die Patriarchin“ mit Iris Berben, wo ich als Produzent beteiligt war, haben wir wieder guten Kontakt.