Die Polarisierung hat sich der Salzburger Sender in den Titel seines neuen Formats geschrieben. „Links. Rechts. Mitte“ ist ab Sonntag um 21.50 Uhr auf ServusTV zu sehen. Der Sendungsbeginn, zur gleichen Zeit wie die „ZiB 2 am Sonntag“ und 20 Minuten vor „Im Zentrum“, ist eine Ansage an den ORF. Der Quotenkuchen ist groß, wie ein Blick auf den letzten Sonntag zeigte: Die „ZiB 2“ sahen im Schnitt mehr als 900.000 Zuschauer, „Im Zentrum“ 652.000. Von diesem Zuschauerpotenzial will der Salzburger Sender künftig einen größeren Anteil.

„Ich halte nichts davon, eine verbissene Konkurrenz zu veranstalten und uns aggressiv gegenüber Mitbewerbern zu verhalten. Wir bieten eine Alternative an“, erklärt ChristophKotanko die Ausrichtung. Der frühere Chefredakteur des „Kurier“ wird alternierend mit Servus-Nachrichtensprecherin Katrin Prähauser moderieren.

Eingeladen werden Publizisten, die den unterschiedlichen politischen Lagern zugeordnet werden können. „Das sollen Menschen sein, die eine pointierte und scharfkantige Meinung haben“, erklärt Kotanko, der „das politische Spektrum breit abbilden“ will. Mit Spannung darf erwartet werden, wie weit sich der Salzburger Sender, wo schon Rechtsextreme wie Martin Sellner in „Talk im Hangar“ diskutierten, bei der Gästeliste hinaus-lehnt. Darauf angesprochen, schränkt Christoph Kotanko klar ein: „Ganz extremistische auf der einen oder anderen Seite wollen wir ungern in der Sendung sehen“. In der ersten Ausgabe kommen folgende Publizisten ins Studio: Gudula Walterskirchen („Niederösterreichische Nachrichten“), Rubina Möhring (Reporter ohne Grenzen), Roger Köppel („Weltwoche“) sowie „profil“-Ex-Chefredakteur Herbert Lackner.

Für Kotanko, der als Politikanalyst und -kommentator für die „Oberösterreichischen Nachrichten“ schreibt, ist die Grundlage einer Demokratie nicht der Konsens, sondern der Dissens: „Einigen kann man sich immer noch.“

Nachdem ServusTV das kritisch diskutierte Talkformat „Corona Quartett“ weitgehend unbemerkt aus dem Programm genommen hat, ist „Links. Rechts. Mitte“ der nächste Versuch, im Bereich der TV-Diskussion Akzente zu setzen. „Im heimischen Fernsehen gibt es eine Vielzahl von Talk-Formaten“, konstatiert Ferdinand Wegscheider in einer Aussendung. Was fehle, sei eine „anspruchsvolle Auseinandersetzung von Meinungsmachern verschiedener Weltanschauung“, die Einblicke „abseits der Tagespolitik“ bietet.