Zur Halbzeit mussten die Dreharbeiten in Wien für den Fall „Unten“ im März wegen des Lockdowns unterbrochen werden, Anfang Juni konnte Daniel Geronimo Prochaska seinen Erstling als „Tatort“-Regisseur fortsetzen. „Toll, wie wir als Team zusammen gehalten haben, Kontakt hielten und trotz der schwierigen, surrealen Situation den Anschluss meistern konnten“, freut sich der 37-Jährige, der gerade mit dem Kärntner Landkrimi „Waidmannsdank“ eine Rekord-Quote im ORF (902.000 Zuschauer im Schnitt) erzielte.


Der älteste Sohn vom mehrfach prämierten Regisseur Andreas Prochaska (u. a. „Das Wunder von Kärnten“, „Das finstere Tal“, TV-Reihe „Spuren des Bösen“), bei dessen Werken er oftmals für den Schnitt verantwortlich zeichnete, lässt sich Zeit, die Figuren einzuführen und bekennt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung seine Vorliebe für skandinavische Krimis mit „ihrer Düsterheit und Schwere“ sowie für US-Filmemacher David Fincher. „Er inspirierte mich für den cineastischen Showdown“, schmunzelt der gebürtige Oberösterreicher. Als ihm das Drehbuch von Tom Eichtinger und Samuel Schultschik (ebenfalls ein „Tatort“-Debüt) angeboten wurde, hat Daniel G. Prochaska sofort „die Erzählweise mit den Parallelgeschichten“ gereizt.

„Mir gefiel, wie die verschiedenen Stränge zusammenkommen“, erzählt er – und achtete darauf, dass der Witz zwischen den Ermittlerkollegen Moritz Eisner und Bibi Fellner „zwar nach wie vor vorhanden ist, aber zu diesem Fall passt“. Geht es doch um die Frage: Was ist Menschenleben von „unten“ für die oberen Zehntausend wert?
Zum Inhalt: Wurde dem Obdachlosen Gregor, einem früheren (oder noch immer aktiven?) Journalisten womöglich zum Verhängnis, dass er auf einer heißen Spur war? Welche Rolle spielt dabei jedoch das Heim „Lebensraum“ mit seinem so fürsorglichen Leiter Franz (Michael Pink)? Und was weiß die verwirrte Sackerl-Grete (Inge Maux) über die Obdachlosen-Szene? Irritierend: Kurz vor seinem Tod hat Gregor die ebenfalls Obdachlose Tina (Maya Unger) als Begünstigte seiner Lebensversicherung eingesetzt.

Szene aus dem neuen Fall "Unten": Harald Krassnitzer (Moritz Eisner), Inge Maux (Sackerl-Grete), Adele Neuhauser (Bibi Fellner)
Szene aus dem neuen Fall "Unten": Harald Krassnitzer (Moritz Eisner), Inge Maux (Sackerl-Grete), Adele Neuhauser (Bibi Fellner) © ORF

„Einen ,Tatort‘ drehen zu dürfen, ist für jeden Regisseur ein Ritterschlag“, gesteht Daniel G. Prochaska, „für mich war ,Unten‘ erst mein vierter Film in dieser Funktion – und dann gleich ein ,Tatort‘. Die Herausforderung war, einen ,Tatort‘ zu erzählen, der der Struktur und dem Universum der Kultreihe treu bleibt, und trotzdem eine eigene Note hineinzubringen“. Gelungen!