Mercedes Müller (links) spielt Pranks Tochter; Brigitte Hobmeier die Zofe.
Mercedes Müller (links) spielt Pranks Tochter; Brigitte Hobmeier die Zofe. © (c) BR/ARD Degeto/MDR/WDR/Zeitsprung
Gedreht wurde in Tschechien mit aufwendiger Ausstattung.
Gedreht wurde in Tschechien mit aufwendiger Ausstattung. © (c) BR/ARD Degeto/MDR/WDR/Zeitsprung

Was ist Ihnen lieber: Bier, Wein oder Wasser?
Mišel Matičević: Wasser.

Sie waren noch nie auf einem Münchner Oktoberfest und spielen doch die Hauptrolle in einer Miniserie (ARD, Dienstag, 20.15 Uhr) des Bayerischen Rundfunks über das Oktoberfest. Hätte es Ihnen beim Dreh geholfen, Wiesn-Erfahrung zu haben?
Mišel Matičević: Nein, absolut nicht. Das ist ja nicht das einzige Fest, wo man saufen und sich danebenbenehmen kann (lacht). Nein, Spaß bei Seite. Ich war dort noch nie und es hätte mir überhaupt keinen Vorteil gebracht, wenn ich gewusst hätte, wie es auf dem Oktoberfest zugeht. Noch dazu spielt die Serie vor 120 Jahren.

Als das Projekt an Sie herangetragen wurde, was fanden Sie daran reizvoll?
Mišel Matičević: Die Geschichte war erst einmal von Ronny Schalk sehr dicht geschrieben. Die Figuren waren spannend erzählt und die Drastik, die ich im Film gerne habe, war vorhanden. Kein Heimatding, wo alles schön ist, wo alle happy sind. Sondern Abgründe und Düsteres. Dazu kommt mit Hannu Salonen ein toller Regisseur, mit dem ich schon gearbeitet habe, und großartige Kollegen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Sie spielen den Bierbrauer Curt Prank, der nach München kommt, um das Oktoberfest aufzumischen. Sein Ziel, eine Bierburg für Tausende Gäste zu errichten, verfolgt er, wenn nötig, auch skrupellos. Was hat Ihnen an der Rolle Spaß bereitet?
Mišel Matičević: Er ist ja nicht nur skrupellos, da ist eine Ambivalenz in dem Charakter. Er wird skrupellos, wenn er nicht bekommt, was er haben möchte. Dann kann er auch anders. Ich finde, dass er durchaus auch ein loyaler und fairer Geschäftsmann und ein liebender Vater ist, der sich sehr um seine Tochter sorgt. Das ist nicht nur schwarz oder weiß.

Gedreht wurde teilweise in Tschechien. Was blieb Ihnen von den Dreharbeiten in Erinnerung?
Mišel Matičević: Dieses großartige Oktoberfestgelände, das für uns nachgebaut wurde, war unfassbar. Dazu dieses Sprachengemisch, mit Englisch, Tschechisch, Deutsch und ich mit meinem Kroatisch, wenn ich geflucht habe. Was die Tschechen durch die Sprachverwandtschaft auch noch verstanden haben – das war schon eine fantastische Energie zwischen uns allen.

Sie haben durch „Babylon Berlin“ bereits Erfahrung mit großen historischen Serienprojekten und dem enormen Aufwand, den diese vor und hinter der Kamera bedeuten. Wie viel bekommt man davon als Schauspieler überhaupt mit?
Mišel Matičević: Ganz ehrlich? Wir Schauspieler sind da die schlechtesten Ansprechpartner, weil wir uns egoistischerweise auf andere, unsere Sachen konzentrieren.

Jetzt gibt es da auch eine reale Geschichte, auf die „Oktoberfest“ aufbaut. Wie intensiv haben Sie sich mit den historischen Hintergründen auseinandergesetzt?
Mišel Matičević: Ich habe ein paar Sachen recherchiert über Georg Lang, auf den sich meine Figur Curt Prank bezieht. Ich weiß, dass er der Erfinder dieses Liedes „Prosit der Gemütlichkeit“ ist, das er schrieb, um in seiner riesigen Bierburg Stimmung zu machen.

Sind historische Fernsehprojekte für Sie etwas, was Sie besonders spannend finden?
Mišel Matičević: Die Geschichte, die Figuren, der Charakter, den man mir anbietet – das muss einfach gut sein und den Spieltrieb in mir auslösen. Welche Zeit, welche Epoche oder wie groß die Rolle ist, das ist mir dann völlig egal.

Um den Bogen zu schließen: Hat dieses Miniserienprojekt Ihre Lust vergrößert, einmal auf der Wiesn vorbeizuschauen?
Mišel Matičević: Ich finde es toll, wenn andere Leute Freude daran haben. Ich habe andere Interessen und finde das okay.