Man hat den Eindruck, "Die Tagespresse" läuft gerade zu Hochtouren auf. Sind denn Krisenzeiten gute Zeiten für Satire?

Fritz Jergitsch: Satire und Humor helfen den Menschen, mit dem täglichen Wahnsinn zurechtzukommen. Insofern finden sie gerade dann ihr Publikum, wenn der tägliche Wahnsinn etwas wahnsinniger wird. Dann kann es sehr befreiend sein, über eine noch so tragische Situation zu lachen, das entkrampft. 

Merken Sie schon, dass manche Leute vielleicht mehr Zeit zum genauen Lesen von "Die Tagespresse" kommen? Mehr Zugriffszahlen?

Unsere Zugriffszahlen sind gestiegen. Es ist schön zu sehen, dass wir den Menschen auf unsere Art und Weise etwas durch diese Zeit helfen können. Auch unser kostenloses Corona-Abo für Krankenhauspersonal, SanitäterInnen und Supermarkt-MitarbeiterInnen kommt sehr gut an. 

Welches ist ihr liebster Corona-Witz?

Unsere Witze ausgenommen fand ich den sehr gut: "Hand in Hand gegen Corona – Menschenkette am 30.2.!"

Im Ernst: Wie wichtig ist Humor aktuell?

Über eine tragische Situation einen Witz machen, dazu sagt man im Englischen: To make light of a bad situation. Das illustriert seine tiefere Funktion: Humor sorgt für psychosoziale Hygiene, er hilft uns, tragische Umstände, tägliche Unsicherheit, den Wahnsinn des Alltags einzuordnen, er nimmt uns Angst.

Klopapier, Oe24.at, Corona-Partys: Was steht bei den Storys am Anfang: das Thema oder die Person dazu?

Wir fangen mit einem Thema an, dass wir persiflieren wollen. Sehr häufig hängt dies ja schon mit einer Person zusammen. Wir fragen uns: Was soll der Witz transportieren? Dann suchen wir die passende Headline und schreiben den Artikel dazu.

Gab es schon Tage, an denen es Ihnen schwer gefallen ist, ein Thema zu finden?

Das sind jene Tage, an denen gar nichts passiert. Februar war so ein Monat. Die Ruhe vor dem Sturm, gewissermaßen. 

Fürchten Sie so etwas im Angesicht dessen, was uns in den nächsten Wochen, Monaten bevorsteht?

Ich mache mir Sorgen darum, dass es den Menschen irgendwann zu viel wird und sie einfach wieder hinausgehen. Dann kollabiert unser Gesundheitssystem. Darum hoffe ich auf größtmögliche Disziplin. Je mehr Menschen sich an die Vorgaben der Behörden halten, umso schneller können wir wieder unser normales Leben aufnehmen.

Welche Politikerin oder welcher Politiker führt die internen Listen an?

Wir führen keine internen Listen. Humor ist etwas sehr Emotionales, Kreativität lässt sich nicht quantifizieren. Der Witz kommt, wenn seine Zeit gekommen ist.

Vermissen Sie türkis-blau?

Man male sich aus, die Coronakrise bricht aus unter einem Innenminister Kickl, oder einer Gesundheitsministerin Hartinger-Klein. Da infiziere ich mich doch gleich einfach selbst mit Corona.

Und: Was sagen Sie zu türkis-grün?

Anfänglich hatte ich die Sorge, die Grünen hätten sich komplett aufgegeben. Aber die ÖVP hatte nun einmal die bessere Ausgangslage in den Verhandlungen. In der Coronakrise macht die Regierung eine gute Figur, die harten Einschnitte in unser Leben sind wohl unausweichlich. Ein endgültiges Urteil können wir wohl erst im Nachhinein treffen.


Mussten Sie aktuell Bühnen- oder TV-Projekte auf Eis legen?

Glücklicherweise hatten wir derzeit nichts in der Pipeline. Ich kenne aber viele in der Szene, die unter der momentanen Lage sehr leiden. Theaterstücke, Romane, Filme, die jetzt im Corona-Chaos untergehen. Da fühle ich sehr stark mit. Da geht es nicht nur um Geld, da geht es um jahrelange Arbeit voller Herzblut, die jetzt für die Katz waren.

Arbeitet "Die Tagespresse" in einem Gemeinschaftsbüro oder sowieso immer im Homeoffice? Und wenn letzteres stimmt: Welche Tipps haben Sie für Homeoffice-Neulinge?

Wir haben ein Büro, doch arbeiten jetzt und auch gelegentlich schon vor der Corona-Pandemie im Homeoffice. Ich empfehle, nicht vom Sofa aus zu arbeiten, sondern am Schreibtisch. Sofa killt Produktivität.