Haben Sie die Geschichte vom Bürgermeister Michael Unterguggenberger gekannt, der Anfang der 1930er den scheintoten Geldkreislauf in Wörgl mit einem neuen Zahlungsmittel belebte?
VERENA ALTENBERGER: Nein, aber ich habe das Drehbuch gelesen und dachte mir: Das muss ich einmal googlen! Dann habe ich es meinem Papa erzählt und der wusste es sofort.

Tirolerisch ist nicht der leichteste Dialekt: Wie haben Sie ihn für das ORF-Drama„Das Wunder von Wörgl“ gelernt?
Es hatte eine Leichtigkeit und eine Schwierigkeit: Ich komme ja aus Dorfgastein und dieses „krr“ und „groa“ haben wir auch. Meine Zunge kannte diese Grundstellung schon. Daher musste ich mich umso genauer vorbereiten, um nicht Gefahr zu laufen, in meinen eigenen Dialekt zu switchen. Ich habe mich mit einem echten Menschen, also keinem Schauspieler und keiner Schauspielerin, aus diesem Sprachraum getroffen, der mir den Text aufs Handy gesprochen hat und mir diesen dann hunderttausendmal angehört.

Angeblich sind Sie ein Sprachentalent und sprechen sieben Sprachen. Wie das?
Ja: Ich spreche Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und in den Basics Jiddisch und Türkisch. Ich war in einem Schulversuch, im Europa-Gymnasium in Salzburg. Wir haben fünf Sprachen in der Schule gelernt und es war ein Leichtes, darauf aufzubauen. Sprachen zu lernen ist Übungssache und wenn das Gehirn darauf trainiert ist, ist das ein großer Vorteil beim Textelernen.

Würden Sie das gerne ausspielen bei internationalen Drehs?
Natürlich. Das Glück trifft den Vorbereiteten oder in dem Fall die Vorbereitete – so sehe ich das.

Die Rolle als heroinabhängige Mutter in „Die beste aller Welten“ hat einen richtigen Karriereschub ausgelöst. Wissen Sie auswendig, wie viele Preise Sie dafür bekommen haben?
Ich glaube es sind 13. Diese Rolle war ein Riesengeschenk.

Seitdem haben Sie sehr viel gedreht. Haben Sie das überhaupt schon realisiert?
Es gibt solche und solche Momente, aber die schönsten sind jene, in denen ich mir denke: Wenn ich mir als Sechzehnjährige vorgestellt hätte, wie der Beruf aussieht, hätte ich mich nicht einmal annähernd getraut, davon zu träumen, was ich jetzt machen darf. Es ist so schön, wirklich!

In „Das Wunder von Wörgl“ spielen Sie Rosa, die zweite, deutlich jüngere Frau des Bürgermeisters. Sie soll ihn sehr motiviert haben, sich dieses Experiment zu trauen. War das in Wirklichkeit auch so?
Ich kenne die echte Geschichte mittlerweile relativ gut. Ich habe viele Originaldokumente gesehen, Gedichte und Musikstücke, die für Rosa komponiert wurden. Aber vor allem habe ich ihre Tochter kennen gelernt – Lia. Sie hat mein Gehirn mit Geschichten und mein Herz mit Emotionen gefüttert . Sie stand nicht hinter ihrem Mann sondern neben ihm. Die beiden haben das Projekt gleichberechtigt erfunden, durchgesetzt und getragen. Diese Frau war modern, stark, selbstbewusst und mutig. Sie hat in den 1930ern das geleistet, was heute noch nicht selbstverständlich ist: Sie war berufstätig, hatte ein Kind Zuhause und war politisch engagiert. Eine Wunderfrau!

Sie werden nun auch Kommissarin beim „Polizeiruf 110“. Ist das eine Adelung?
Das ist es auf jeden Fall. Alleine schon wenn ich mir anschaue, in welche Fußstapfen ich da trete – nämlich in jene von Matthias Brandt. Dann ist mir sehr wohl bewusst, was das für eine große Ehre ist.

Die Ausstattung beim Historiendrama über Wörgl ist wahnsinnig detailverliebt:Wie war das für Sie, in diese Zeit hineinzuschlüpfen?
Es ist einer der Punkte, für die ich so dankbar bin in meinem Beruf. Dass Film einfach magisch ist und mich so oft aufs Neue verzaubert. Wir haben viel in Hall gedreht – dort sind ganze Straßenzüge für uns verändert worden. Ich bin abends, nach Drehschluss, durchgegangen und habe mir gedacht: Was hast du für ein Schweine-Glück, dass du das erleben, spüren, sehen darfst! Wir dürfen zeitreisen!

In welche Zeit würden Sie denn gerne einmal reisen?
In ganz, ganz viele. Aber Wien um 1900 steht ganz oben auf dieser Liste. Und das antike Griechenland.

Nach „Polizeiruf“, „Tatort“, „Magda macht das schon“ und der Serie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ und vieles mehr - stehen auch neue Kinoprojekte an?
Ich habe gerade einen Kinofilm abgedreht, der heißt „Hannes“ und kommt nächstes Jahr im Herbst in die Kinos. Es ist eine Verfilmung von Rita Falks Roman. Eine wunderschöne Coming-of-age-Geschichte, in der ich eine sehr lustige Rolle spiele: eine verruchte Psychiaterin.