In Ihrer Beziehung zu Österreich, wo Sie für „Helden von morgen“ und „Die große Chance“ im Einsatz waren, hat es zwischendurch gekriselt, ausgelöst durch den Vorfall mit Dominic Heinzl. Wie sehen Sie Ihr Verhältnis zu unserem Land?
SIDO: Es gibt ja verschiedene Schichten in Österreich. Diese obersten Zehntausend, die sehr unter sich sind und wie eine Vetternwirtschaft funktionieren, die konnten sich nie so richtig mit mir anfreunden. Aber das normale Volk, die Menschen von der Straße, die haben mich immer gemocht. Das sah man ja auch an den Einschaltquoten.

Wären Sie für eine neuerliche TV-Tätigkeit in Österreich also bereit?
Ich bin grundsätzlich bereit, mit dem ORF zusammenzuarbeiten. Ich mag die Leute dort sehr gerne. Und der Sender hat eine Macht, jeder guckt den. Das ist für mich der Partner in Österreich – eher als die privaten Sender. Also jederzeit gerne. Wenn es etwas für mich gäbe, sollen sie gerne kommen.

Machte Sky eigentlich Vorgaben bei der Rollenverteilung der „X-Factor“-Jury?
Ich bin als der Schöne für die Frauen zuständig, damit die Frauen das auch gucken (lacht). Ich gehe davon aus, dass man mich natürlich nimmt, weil ich Sido bin. Und man kann von mir nicht verlangen, dass ich mich verstelle. Ich muss mir nicht etwas aneignen. Ich will, dass die Leute etwas mitnehmen von ihrer Zeit bei „X-Factor“. Nicht nur der Gewinner.

Als Juror waren Sie ja schon bei der „Großen Chance“ der direkteste!
Oft muss ich mich darüber wundern, wie man so um den heißen Brei herumreden kann – statt das mit einem Satz zu regeln: Du kannst nicht singen! Fertig! Da kann ich dann nicht verstehen, dass man zehn Minuten was sagen muss.


In einer Einspielung wurden Sie als Hip-Hop-Legende bezeichnet. Gefällt Ihnen das?
Schlimm! Legende impliziert, dass man alt ist. Das klingt nach „vorbei, zu Ende“. Das reimt sich sogar. Ich finde das zu klein für mich. Mir ist lieber: Sido, der Rapper. Oder besser: Sido, der Musiker.

Ist Sido womöglich mittlerweile bieder geworden?
Weil ich jetzt in einem Haus lebe mit Frau und Kindern und einer Hüpfburg? Das würde ich als schönes, ruhiges, entspanntes, harmonisches Leben bezeichnen. Ich habe den Anspruch, immer authentisch zu sein. Ich bin älter. Damals war ich so, heute bin ich so. In den letzten 20 Jahren ist viel passiert.

An Ihrer Seite fungiert als Juror und als Coach der Kandidaten „Modern Talking“-Stimme Thomas Anders. Sie wippten im TV-Studio bei dieser Musik sogar mit. Das überraschte mich!
Natürlich gab es eine Zeit, da hat man Modern Talking nicht gehört, weil es für einen jungen Menschen nicht cool war. Aber Modern Talking sind auf meiner Playlist. Wenn ich Auto fahre: Fenster auf! Und die Leute mögen das auch, wenn sie „You’re My Heart, You’re My Soul“ oder „Brother Louie“ hören. Die feiern dann mit! Da gibt es eben einige gute Knaller. Ich bin Musiker, nicht nur Rapper.


Haben Sie eine Botschaft an Conchita, die in der „Großen Chance“ 2011 ihr TV-Debüt gab?
Ich glaube, die hatte ihre Zeit. Alles okay. Ich gönne ihr das auch alles. Aber die ist doch wieder ein Mann jetzt, kann das sein? Irgendwann muss es halt mehr Gehalt bekommen als eine Frau mit Bart zu sein. Okay: Sie kann auch singen. Aber das können viele. Sie ist die Frau mit Bart, die singen kann, aber das ist nach einem Jahr nicht mehr so wichtig, da muss dann mehr passieren.

Offenbar tut Ihnen die Ehe mit Charlotte gut, mit der Sie zwei Kinder haben und die „X-Factor“ auch moderiert?
Wir verstehen uns blind. Ich glaube ja, dass das Geheimnis einer glücklichen Beziehung beim Mann liegt. Er kann das steuern. Indem er seine Eier zu Hause neben dem Schlüsselbund hinhängt, wenn er durch die Tür kommt, und sich nicht so wichtig nimmt. Der Mann ist oft das Problem in Beziehungen, er nimmt sich oft zu wichtig und glaubt, er ist der Boss. Du musst sie dir aber wieder ranhängen, wenn du rausgehst. Das ist ganz wichtig, vergiss die nicht!