Holz zu Holz, Kind zu Kind, Grün zu Grün: Wenn Filmemacher Wes Anderson und seine Frau Juman Malouf sich den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums nähern, steht weniger der bewährte Kunstkanon im Fokus als der beinahe infantile Blick auf Artefakte und Objekte, Hand- und Kunstwerk. Und so ist die von ihnen kuratierte "Spitzmaus Mummy in a Coffin and Other Treasures" eine Kuriositätenschau.

Das dritte Mal bot das KHM berühmten, jedoch fachfremden Künstlern die Möglichkeit, aus den Beständen des Hauses eine Ausstellung zusammenzustellen. Auf den Zeichner Ed Ruscha und den Literaten Edmund de Waal folgten nun als Anderson und Malouf, die mit Bauchgefühl und Begeisterung an die Sammlungen gingen und letztlich 423 Objekte aus allen 14 KHM-Sammlungen in den Hallen der Kunstkammer versammelten. Darunter findet sich auch der titelgebende Sarg einer Spitzmaus aus der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung.

Ihre Kuriosita, also Neugier, förderte Kurioses zutage, wobei die Kunstgeschichte keine Richtschnur war. "Wes und Juman sind Menschen, die eher in die Gegenrichtung gehen, wenn sie ein großes, historisches Gemälde sehen", erinnerte sich Zeitgenossen-Kurator Jasper Sharp an den Auswahlprozess: "Es war für uns eine Herausforderung, die Kontrolle über unsere Sammlungen aufzugeben." Schließlich fänden sich auch Objekte in der Schau, die von Kuratoren ob mangelnder Bedeutung nie für eine Schau gewählt worden wären.

Nun finden sich in einer Sektion ernste Kinderbilder der höfischen Repräsentationskultur samt Kinderrüstung, Objekte, die alleine durch ihre Farbe verbunden sind und bilden Statuetten durch die Anordnung eine Welle im Schaukasten. Es ist die etwas infantile Herangehensweise, Objekte nach Gleichheit oder Farbe zu arrangieren, die zugleich eine andere Perspektive ermöglicht. Als ironische Ergänzung kommen die Zeichnungen von Malouf hinzu, welche die entnommenen Objekte für die Zeit der Schau vorrübergehend ersetzen.

"Wir hoffen, dass wir mit der Ausstellung Licht in einige Ecken richten, die bislang zu düster waren, um sie bequem in Augenschein zu nehmen", so Anderson im Katalog. Ansonsten macht sich der Texaner in der Bewerbung der Ausstellung rar - um sich nach der anstrengenden Kino-PR zu erholen, so die Begründung. Als Entschädigung ist am Audioguide Anderson-Schauspieler Jason Schwartzmann ("Grand Budapest Hotel") zu hören.

Einblick in die Ausstellung
Einblick in die Ausstellung © KHM Museumsverband

KHM-Generaldirektorin Sabine Haag entdeckte am Montag in der fertigen Schau durchaus die ironische, leicht schräge Ästhetik der Anderson-Filme. "Es ist ihm gelungen, unseren Blickwinkel auf die Sammlungen auf den Kopf zu stellen", so die Museumschefin über die Schau, die ab Oktober 2019 in der Fondazione Prada in Mailand zu sehen sein wird.