Theaterland Steiermark

Das erste steirische Theaterfestival, „Artigklassisch & La Notte“ in Straden, hat wegen Covid-19 einen neuen Termin: Statt im Juni findet es nun vom 18. bis 21. November statt. „Mit gleichem Programm, aber anderen Spielorten“, wie Intendant Peter Faßhuber betont. Offen ist, wie die Theatertage Weißenbach, geplant ab 18. Juli, über die Bühne gehen könnten. Das Publikum beim kleinen, feinen Festival in der Obersteiermark ist es gewohnt, auch einmal auf einem Feld oder einer Waldlichtung einer Performance beizuwohnen. „Im 14-Tage-Rhythmus“ würde man alles stets auf Neue ausrichten. „Wir sind zuversichtlich und offen für jede Situation, auch die Künstlerinnen und Künstler wollen spielen“, sagt Faßhuber. Nachsatz: „Es hängt davon ab, was wir dürfen. Wenn die Leute in den Baumarkt dürften, werden sie hoffentlich ins Freilufttheater dürfen“, erklärt der Theatermacher und betont, dass es bald klare Regeln für Aufführungen und Proben geben müsse.

Theaterleiter Peter Faßhuber
Theaterleiter Peter Faßhuber © Ballguide

Für das Festival seien Vorstellungen auf dem Feld vor 50 Personen, Plexiglaswürfel für die Schauspielenden oder ganz alternative Konzepte denkbar: „Wenn das Publikum nicht zu uns kommen kann, vielleicht müssen wir dann regional mobilisieren und zum Publikum kommen.“ Selbiges gilt auch für das Theaterzentrum Oberzeiring, das er leitet: „Wir mussten zwei Premieren verschieben und bis Ende Juni werden 40 Vorstellungen ausfallen.“
theaterland.at
theo.at

Kunstdünger

Seit 1995 lockt der Verein Kunstdünger in Fehring junge Löwen und alte Hasen aus den Genres Jazz, Blues, World & Co oder Kabarett (nicht nur) ins Oststeirische. Für die 6. Ausgabe von „Jazzliebe Spring“ hatte man 14 Konzerte organisiert, doch bereits der Auftakt mit den Weltklassebläsern von Mnozil Brass, die sich danach auf USA-Tournee begeben wollten, fiel ins Coronawasser. „Es ist furchtbar schade, speziell für die Künstler“, sagt Siegfried Reisinger.

Jazz-Impresario Siegfried Reisinger
Jazz-Impresario Siegfried Reisinger © KK

Der unermüdliche Impresario musste zwar schon Grafiker, Folder, Plakate zahlen, und seine investierte Arbeit ging verloren, „aber für mich persönlich ändert sich materiell nichts, da ich ja in Pension bin“. Um die Landessubvention hatte Reisinger erst knapp vor Festivalstart angesucht, inwieweit er das Geld bekommt, werde sich zeigen. „Für mich bleibt bis in den Herbst hinein jedenfalls alles unsicher“, sagt Reisinger. Zudem wisse er nicht, ob er unter den jetzigen Veranstaltungsbedingungen geeignete Locations finden und sich Acts wie Mnozil Brass überhaupt noch leisten kann, wenn dann Säle nur zu einem Fünftel oder so besetzt werden dürfen.
kunstduenger.st
jazzliebe.at

Theater Quadrat, Theo etc.

Durch geringfügige Anstellungen in Theater Quadrat und Theo Oberzeiring ist Ninja Reichert wenigstens in Sachen Miete und Krankenversicherung abgesichert, erzählt sie. Aber der freien Schauspielerin und Regisseurin sind reihenweise Engagements weggebrochen, darunter eine Regiearbeit im Theo („Der Himmel von Lima“) und das Theater-im-Keller-Projekt „Die Vertriebenen“ für Graz 2020. Auch eine Sommerproduktion wird wohl ausfallen, „weil wir nicht proben können“. Erste Unterstützung erhielt sie aus dem Härtefallfonds, Online-Aufträge federn einen Teil der Ausfälle ab. „Aber je länger es dauert, desto enger wird es finanziell.“ Die 20-Quadratmeter-Regel, das Liebes- und Kampfszenenverbot, die Einzelproben-Verordnung: Das alles, sagt Reichert, „klingt danach, dass es vorerst kein Theater geben wird. Man kann ja nicht nur Monologe spielen.“

Schauspielerin und Regisseurin Ninja Reichert
Schauspielerin und Regisseurin Ninja Reichert © KK

Am meisten Sorge mache ihr die Ungewissheit, „ob die Leute nach all dem noch Lust haben, im Theater nebeneinanderzusitzen.“ Unsicher ist auch, ob alle auf Herbst verschobenen Projekte überhaupt durchführbar sind, wenn die Probenmöglichkeiten dramatisch beschränkt sind und sich die gesamte Szene an weniger Spielterminen und -orten zusammendrängt. Eine Entlastung brächte Förderunterstützung auch für Wiederaufnahmen, glaubt Reichert, „aber die ist auf Stadt-, Landes- und Bundesebene derzeit rein auf Premieren ausgerichtet“.
ninjareichert.de

Werkraum Theater

Ihren neuen Lyrikband „Angst /Strah“ präsentiert Rezka Kanzian derzeit virtuell – in einer sehenswerten Videoreihe auf der Website des Werkraum Theaters. Mittelfristig, sagt die Autorin, Schauspielerin und Dramaturgin, seien trotz der Unterstützung von Stadt- und Landesseite die Existenzängste groß; allein die Regierungsverordnungen einzuhalten, sei in den kleinen Räumen der freien Szene unmöglich: „Offenbar gelten wir als nicht systemrelevant.“ Was würde helfen? „Bedingungsloses Grundeinkommen.“ Dass ab Herbst weitergearbeitet werden kann, bezweifelt Kanzian: „Wenn’s gut geht, spielen wir 2021 wieder.“
werkraumtheater.at