Herr Breitenecker, wie viele der 500 Mitarbeiter sind aktuell in Kurzarbeit?
Markus Breitnecker: Cirka 200 sind in Kurzarbeit,. Die Mehrheit ist nicht in Kurzarbeit, weil vor allem im Programmbereich die Arbeitslast jetzt noch stärker als gewöhnlich ist. Wir haben zum Beispiel beim Newssender PULS 24, der gerade sehr gute Reichweiten hat, über 16 Stunden live News-Berichterstattung täglich.

Wie bitter ist die Situation für einen Senderchef: Die Nachfrage ist enorm, zugleich schränkt die wirtschaftliche Lage stark ein?
Breitnecker: Wir haben das Paradoxon, dass wir im Fernsehen, und auch im digitalen Bereich, unglaubliche Reichweiten haben. Zugleich ist die wirtschaftliche Situation, und daher auch die Werbewirtschaft, schlecht. Da geht es uns so wie allen österreichischen Medien – mit Ausnahme derer, die Gebühren einnehmen. Natürlich machen wir weniger Sport oder Society. Aber wir machen mehr im Newsbereich, vor allem mit PULS 24, und investieren in digitale Projekte.

Wo zum Beispiel?
Breitnecker: Wir starten ein PULS 24-Web-Angebot und auch im Podcastbereich haben wir jetzt eine neue Audioplattform. Die heißt For Your Ears Only – FYEO.

Die Sendergruppe investierte im Vorjahr Millionen in Puls24. Ist das in der jetzigen Situation ein finanzieller Klotz am Bein oder gar ein Vorteil?
Breitnecker: Ich möchte fast schon von Glück sprechen, weil wir haben PULS 24 zum Zeitpunkt des Ibiza-Skandals als digitales Pilotprojekt gestartet, zur Nationalratswahl schon als Fernsehsender gehabt und jetzt in der Coronasituation hat PULS 24 den Durchbruch erlebt. Es hat noch nie einen österreichischen Sender gegeben, der so schnell die 1-Prozent-Schallmauer durchbrochen hat. Dass es was kostet, ist klar, aber unser Anspruch war ein qualitativ hochwertiges, aktuelles Journalismus-Projekt zu schaffen. Der Zuschauerzuspruch zeigt, dass dieses Investment ein gutes war.

Kann man sagen, ab welchem Marktanteil eine Refinanzierung beginnt?
Breitnecker: Wenn man ein Prozent hat, dann ist das Ganze auch wirtschaftlich interessant. Darunter ist es schwierig.

Die gesamte Medienbranche ist durch den weitgehend eingebrochenen Werbemarkt hart getroffen. Wie schwer trifft euch die Coronakrise, lässt sich das beziffern?
Breitnecker: Nein, wir können das noch nicht abschätzen. In Österreich haben wir jetzt die Phase eins hinter uns, wo Gesundheit und Sicherheit im Vordergrund gestanden sind. Das ist sehr gut geglückt. In der Phase zwei geht es um die Wirtschaft. Wie lange das jetzt dauert und was das für die Werbewirtschaft bedeutet, und wie hart uns das trifft, das wird für alle privaten Medien ähnlich sein, ist aber derzeit noch nicht zu beziffern. Die starken Reichweiten stimmen uns jedenfalls positiv.

Um es dennoch festzumachen. Wir sprechen hier von einem Millionenschaden.
Breitnecker: Ein Millionenschaden, ja klar.

Wie wichtig ist das Mediennotpaket der Regierung? Als Sondermaßnahme werden 15 Millionen Euro an Privatsender vergeben.
Breitnecker: Das war wichtig und ist anzuerkennen.

Was passiert, wenn die Krise länger dauert und sich die Firmen weiter mit Werbung zurückhalten. Wird es dann noch ein zweiteres Notpaket für die Sender brauchen?
Breitnecker: Ganz grundsätzlich bin ich nicht der Meinung, dass der Staat die auch verfassungsrechtlich unabhängigen Medien auf Dauer durchfinanzieren soll. Ich glaube, dass die Staatsferne von Medien, insbesondere von Qualitätsmedien, ein sehr hohes Gut ist und daher hoffe ich wirklich nicht, dass wir auf Dauer von staatlichen Beihilfen abhängig sind. Worauf wir uns konzentrieren, ist der Wirtschaft und der Politik zu helfen, die Wirtschaft wieder hochzufahren. Wir setzen auf einen Wirtschaftsumschwung und nicht so sehr auf die staatlichen Beihilfen.

Könnte eine Erkenntnis dieser Situation sein, dass es ja eh auch mit weniger Belegschaft geht?
Breitnecker: Derzeit ist es bei uns so, dass wir eigentlich im Programmbereich gar nicht weniger, sondern mehr machen. Wir haben beispielsweise basierend auf einer Idee von der Corina Milborn ein neues Projekt gestartet: ‚4Gamechangers Roomservice‘ bietet KünstlerInnen eine Plattform, wo sie ihre Performances, Lesungen, Konzerte, Kabarettauftritte bringen und Tickets verkaufen können. Davon erhalten die KünstlerInnen 100 Prozent der Ticketerlöse.