Fazιl Say scheut den Ausdruck nicht: Mit romantisierender Geste und ohne Angst vor dem Pedal spielt der Pianist die Aria und ihre 30 Variationen. Er sinnt dem Klang nach, kostet ihn aus, verwandelt seinen ganzen Körper in ein musikalisches Medium, um die gerappelt volle List-Halle mit Johann Sebastian Bachs Geist zu fluten. Die Darstellung ist weit davon entfernt, makellos oder "clean" zu sein, sie besitzt ein Übermaß an Leben: spielerisch, hellwach, mit hauchzarten Piani und von hochkultivierter Rasanz, wenn nötig. Say macht aus den Variationen Charakterstücke und es ist erstaunlich, wie er aus der Reihe von diesen unterschiedlichsten Charakteren eine Einheit formt, wie er bei aller Klangsinnlichkeit die Klarheit nicht vergisst.