Ein „Frozen Franz“ gefällig? Im Foyer des Mumuth reicht der Salon Philipp ein farblich auf den Bewerb abgestimmtes Orangen-Brombeer-Eis. Auch die Kandidatinnen und Kandidaten nehmen gerne eine Abkühlung, wenn sie sich vor dem Eingang treffen, um die Nervosität mit Nikotin zu bekämpfen, sich gegenseitig Glück zu wünschen und über die Hitze zu klagen. Während in der Betonwüste des KUG-Geländes Backofen-Temperatur herrscht und die „Warm-up“-Zimmer ihrem Namen Ehre machen, ist es im Herz des Wettbewerbs angenehm: Jury, Publikum, Technik und Teilnehmer sind froh, sich in die kühle Grotte des Ligeti-Saals zurückziehen zu können.

Dort wurde von Donnerstagfrüh bis Samstagabend zwar nicht rund um die Uhr, aber vormittags bis frühabends gespielt, gespielt, gespielt. Coronabedingt fanden diesmal nur die letzten Runden vor Ort statt, was das Geschehen auf drei Tage verdichtet hat. Neben der Kategorie Klaviertrio gab es, wie üblich, die Kategorie Lied. „Schubert und die Musik der Moderne“ heißt der in den 1990ern etablierte Wettbewerb, was dazu führt, dass die Programmzusammenstellungen bei den Liedduos spannender sind als bei 95 Prozent der Liederabende im regulären Konzertbetrieb.

Liederfürst und Kammermusikkönig Franz Schubert ist das Rückgrat des Bewerbs – weil er für Klaviertrio nur zwei große Werke geschrieben hat, hörte man am Finaltag immerhin viermal hintereinander das Trio in Es. Dass das nicht nervt oder langweilt, zeigt den außerordentlichen Rang dieser Musik.

Die Interpretationen der Ensembles waren stilistisch recht aufgefächert, bisweilen wurde „nur“ korrekt gespielt, manchmal wurde aber auch spannend und risikoreich wirklich Musik gemacht. Die internationalen Jurys hatten die einigermaßen schwierige Aufgabe, aus einem Bündel technisch hervorragender Musikerinnen und Musiker die künstlerisch interessantesten herauszupicken. Man durfte da über manche Entscheidung den Kopf schütteln und sich an anderer Stelle wieder bestätigt sehen: Wenn es nicht mehr um bloßes technisches Können geht, ist die Objektivierung extrem schwer. Hausherr Rektor Georg Schulz: „Letztlich geht es um den Ausdruck, den die Ensembles gemeinsam schaffen.“ Es gehe darum, aufeinander einzugehen, zuzuhören.

Deshalb handelt es sich bei der Kategorie Lied auch nicht um einen Gesangswettbewerb, sondern um einen Bewerb, der die Kunstform Lied in den Fokus rückt. Damit können wohl auch Musikfreunde leben, die ganz generell mit dem Wettbewerbsprinzip hadern, wenn es auf Kunst angewandt wird. Obwohl Kunst-Wettkämpfe ziemlich gleich alt sind wie die Kunst selbst, scheinen sie mit dem Wesen der Kunst oft wenig verträglich zu sein.

Für den Rektor Schulz ist es bedeutsam, dass sich die jungen Musiker auf internationaler Ebene mit anderen vergleichen können. Aber natürlich sei auch der Karriere-Aspekt wesentlich, so Schulz. Der Sieg beim Wettbewerb sei dabei gar nicht so wichtig wie die Kontakte, die sich hier ergäben.

Die Sieger

Bei den Trios gewann schließlich das italienisch-deutsch-spanische Trio Orelon (1. Preis dotiert mit 13.500 Euro) vor dem südkoreanischen Trio Unio (9.740 Euro) und dem deutsch-bulgarisch-lettischen Soleri Trio (6.750 Euro).

In der Kategorie Lied wurde der 1. Preis nicht vergeben, der 2. Preis (jeweils 6.500 Euro) wurde ex aequo an die Duos Bella Adamova/Malte Schäfer (Tschechien/Deutschland)  sowie André Baleiro/ Pedro Costa (Portugal) vergeben, der 3. Preis (4.500 Euro) an Sawako Kayaki/Haruka Ebina (Japan).

2025 wird der nächste Bewerb stattfinden, dann wieder als Live-Marathon und nicht als Sprint. Und es gibt wie vor Corona wieder drei Kategorien: Zu Lied und Klaviertrio kommt erstmals die Sparte Klavierduo.