"Die Partituren sind geschrieben", zeigte sich Intendant Bernhard Günther am Mittwoch zuversichtlich, dass die Vorarbeiten für die 32. Ausgabe des Neue-Musik-Festivals Wien Modern auf gutem Weg sind. Auf den Softstart am 28. Oktober folgt am 31. Oktober das offizielle Eröffnungskonzert des RSO im Konzerthaus. Bis zum 30. November sind dann 100 Veranstaltungen an 25 Spielstätten geplant.

Der bunte Strauß des Gebotenen umfasst ein Hörspielprojekt von Liquid Penguin, das zwischen 15. und 24. November im Dschungel Wien ermöglicht, das Gras beim Wachsen zu hören, ebenso wie Jon Leifs' musikalischer Vulkansausbruch "Hekla" - "eines der lautesten Orchesterstücke, die je geschrieben wurden", lockte Günther die Freunde des gehobenen Tons. "Hekla" wird im Rahmen des Eröffnungskonzerts erklingen, bei dem das RSO unter Neo-Chefin Marin Alsop unter anderem auch "4 WEISS" von Peter Ablinger spielt, der mit "Wachstum, Massenmord" dann auch beim Abschlusskonzert am 30. November zu erleben ist, wenn Leo Hussain am Pult der Wiener Symphoniker den Taktstock führt.

Über allem Programm schwebt das Übermotto "Wachstum". "Die unterschiedlichen Aspekte des riesigen Themas Wachstums ziehen sich wie ein feiner Strang aus Roten Fäden durchs Programm", versprach Günther. Dazu gehören auch gewaltige Dimensionen, wenn die frisch nach Wien gezogene Lera Auerbach am 17. November in der Minoritenkirche unter dem Titel "Demons and Angels" ein dreistündiges Werk für zwei Chöre, Streich- und Saxofonquartett zur Uraufführung bringt.

Zwei Wochen davor steht ein Lebewohl an, wenn sich am 3. November das legendäre Ensemble Die Reihe nach gut 60 Jahren von seinem Publikum verabschiedet. Unter Leitung von HK Gruber sagt man mit einem Programm aus Webern, Cerha respektive Schwertsik adieu. Kurt Schwertsik und Friedrich Cerha hatten die Gruppe 1958 als Gegenprojekt zur herrschenden Moderne gegründet. "Das haben wir halt damals bekämpft - so gehört sich das", so Schwertsik am Mittwoch rückblickend.

Konzert inklusive Liegemöglichkeit

Auf der anderen Seite des Altersspektrums finden sich Ensembles wie das Black Page Orchestra - unter anderen mit Erste-Bank-Kompositionspreis-Gewinnerin Mirela Ivicevic - oder Schallfeld, die am selben Wochenende das Konzerthaus bespielen. Breit ist das Spektrum auch beim Blick auf die Varianz der Spieldauern. Das kürzeste Konzert wird am 23. November die 20-minütige "Minimal Night Music" im Studio Moliere sein, während am 9. November Michael Hersch sein inklusive Pausen 15-stündiges "sew me into a shroud of leaves" im Prunksaal der Nationalbibliothek erklingen lässt - inklusive Liegemöglichkeiten, Decken und Speisen. Die ÖNB ist dabei nicht der einzige ungewohnte Spielort, gibt es doch Aufführungen in zwölf der 23 Wiener Bezirken, wobei etwa Auftritte in der Seestadt Aspern oder im Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof vorgesehen sind.

Dieter Schnebels "Sinfonie X" in der Interpretation des RSO soll am 16. November im Musikverein ein monumentales Werk aus Beginn der 1990er wiederaufleben lassen und auch der Minimal Music sind zehn Abende gewidmet. Bernhard Langs Bregenzer Festspiel-Produktion der Neuen Oper Wien gibt es ab 12. November im Museumsquartier und unter Klammern wie "@solo.tänze" oder "Land of the Flats" interpretieren Choreografinnen und Performerinnen wie Doris Uhlich oder Brigitte Wilfing zeitgenössische Werke. Und schließlich können sich auch die Wien-Modern-Besucher selbst in Bewegung setzen: Am 14. November wird eine Ringstraßenbahn in das "Circle Line Project" verwandelt, in der Interessierte bei freiem Eintritt den Klang der Stadt erfahren können.