Die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Simon Rattle bestritten gestern, Mittwoch, den zweiten Konzertabend bei den Osterfestspielen Salzburg, der ausschließlich einer Symphonie von Gustav Mahler gewidmet war. Mit dessen 6. Symphonie wurde das Große Festspielhaus zur Spielwiese des einstigen Residenzorchesters beim Osterfestival, welches das Werk in all seinen Wendungen auskostete.

Gustav Mahlers 6. Symphonie kommt auf den ersten Blick sehr einheitlich und brav daher. Der Österreicher komponierte sie sehr regelkonform, und alleine drei der vier Sätze stehen in der Haupttonart a-Moll. Auch der Marschcharakter zieht sich durch die Sätze. Was so berechnend aussieht, hört sich unberechenbar an, und genau auf diesen Aspekt der Symphonie stürzten sich Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker, die damit nach ihrem Wechsel nach Baden-Baden im Jahr 2013 für ein Sonderkonzert zu den Osterfestspielen nach Salzburg zurückkehrten.

Nach einem prompten Einstieg wies Rattle einen griffigen Marschton an, dem es an Eleganz nicht fehlte, und setzte ihn in Kontrast zu den warmen, strudeligen Melodien des zweiten Themas, das die Holzbläser punktiert dahin trugen. Inmitten dieses Wechselspiels komponierte Mahler einen Punkt, an dem sich das Klangbild ganz verändert und eine große Ruhe einkehrt. Dieser Teil wurde zur Bühne für die Solisten und es zeigte sich klar, wie hochkarätig dieses Orchester besetzt ist.

Das Andante moderato ist der einzige Ausreißer aus der Mahler'schen a-Moll-Strenge. Bei den Berlinern klang es gleich wie ein anderes Stück. Der Wechsel gelang Rattle gut. Nach der großen musikalischen Fete zum Schluss des Eröffnungssatzes positionierte er das Orchester in einer sanften und weichen Ecke, aus der es das Thema wie ein Schlaflied, beruhigend hin und her wiegend, im Raum erklingen ließ. Der dritte Satz fügte sich wieder in die gewohnte Norm ein, die Parallelen zum ersten wurden gut sichtbar, und auch den Tanzcharakter des Satzes arbeitete Rattle fein heraus, doch den Energielevel des ersten Satzes erreichte das Orchester erst wieder im Finalsatz.

Dieser zeichnet sich durch das Auftauchen eines großen, hölzernen Hammers aus, der zweimal zum Einsatz kommt und auch gestern beim Publikum für Staunen sorgte. Doch natürlich war der große Schlussapplaus nicht dem Hammer geschuldet, sondern der abwechslungsreichen und farbenprächtigen Darbietung Simon Rattles und seiner Berliner, die sich jeden einzelnen Bravo-Ruf redlich verdient hatten.

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