Sie nennen sich Edith Piaf, Brigitte Macron, Lady Di oder Salma Hayek. Ihr Alltag verläuft jedoch weniger glamourös, als diese Namen versprechen. Morgens treffen sie aufeinander, wenn sie sich in zerschlissenen Kleidern abgekämpft und bepackt mit ihrem wenigen Hab und Gut in der Tagesstätte L’Envol für obdachlose Frauen in einem kleinen Städtchen im Norden Frankreichs um einen Tupfer Duschgel und ein bisschen Zahnpasta anstellen.

Regisseur Louis-Julien Petit hat mit „Der Glanz der Unsichtbaren“ eine feinen, relevante und Mut machende Sozialkomödie vorgelegt, die in Frankreich mehr als eine Million Zuschauer in die Kinos lockte. Das französische Kino antwortet abseits der Madamisierung und Monsieurisierung in Komödien nun mit sozialkritischen Filmen – wie dem oscarnominierten „Les Misérables“.

In Frankreich gelten vier Millionen Menschen als arbeitslos, neun Millionen Frauen, Männer und Kinder leben unter der Armutsgrenze. Und aktuell gehen die Franzosen gegen die geplante Pensionsreform von Emmanuel Macron auf die Straße.

Als die Politik beschließt, die Tagesstätte zuzusperren, solidarisieren sich die Sozialarbeiterinnen mit ihren Klientinnen und alle miteinander gegen die Schikanen der Bürokratie. Sie sperren heimlich auf, gründen eine Groß-WG. So beginnt eine wundersame Metamorphose, bei der die Frauen von ihren Schicksalsschlägen berichten und sich der Gegenwart stellen, um in eine Zukunft zu blicken und am Ende wie eine Piaf zu glänzen.
Das Besondere an diesem feinen, schlagfertigen Film: Neben Stars wie Déborah Lukumuena und Noémie Lvovsky wirken auch Laien und frühere Obdachlose mit. So etwa Adolpha Van Meerhaeghe, die die Rolle ihres echten Lebens spielt. Sie brachte ihren Mann wegen stetiger Gewalt um, saß im Gefängnis und lernte dort das Reparieren von Geräten.