Am Ende behauptet der zwölfjährige Paul Silberstein mit Fug und Recht, dass er ein „funkelnder Hundling“ ist: Mit viel Fantasie und einer großen Portion Widerstandsgeist hat er sich so etwas wie das Recht auf Selbstbestimmung und „Merkwürdigkeit“ erobert, getreu seinem Motto: „Werde nicht wie alle, die du nicht sein willst.“ Auf dem Weg dorthin ist sein tyrannischer Vater gestorben, und seine geistig immer ein bisserl abwesende Mutter (Sabine Timoteo) hat ihn aus dem verhassten Internat genommen.

Das Erbe: Schulden


Wir schreiben das Jahr 1959. Die Familie Silberstein, eine Zuckerbäckerdynastie, trägt noch schwer an den Wunden des Zweiten Weltkriegs. Vor allem der Vater Roman (Karl Markovics) ist unbeherrscht, erlaubt keinen Widerspruch und betreibt sadistische Vergangenheitsbewältigung in der Kühlkammer einer Fleischerei zwischen allerlei Tierteilen. Nach seinem Tod hinterlässt er der Familie nichts als Schulden – und seine schrägen Brüder (Udo Samel und André Wilms), die Paul ihre ganz eigenen, verschrobenen Theorien zum Leben und zur Liebe kredenzen.


Der in Klagenfurt geborene Regisseur Rupert Henning hat André Hellers gleichnamige, autobiografische Erzählung mit viel Mut zu Witz und Skurrilität als überlange Coming-of-Age-Geschichte verfilmt. Als Paul beeindruckt der 14-jährige Valentin Hagg, der sich in den Castings gegen hundert Kinder durchgesetzt hat und auf Augenhöhe mit seinen bekannten (und allesamt ebenfalls hervorragend spielenden) Kollegen agiert. Bezaubernd, wie er für die von ihm verehrte, aber schwer kranke Leonore einen Zirkus imaginiert. Doch was ist in der ganzen Geschichte wahr, was Fantasie, was Träumerei? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden – nicht nur Paul, sondern auch der Zuschauer.