Gleich in der ersten Sekunde nimmt die Kamera den Zuschauer mit auf einen Höllenritt durch die Erdatmosphäre. Held der Szenerie ist die Ikone der US-Raumfahrtgeschichte: Neil Armstrong. Erst ein Flugverbot und der Tod seiner Tochter machen aus dem Flugzeug-Testpiloten einen „Seefahrer des Himmels“, der von der Idee besessen ist, der erste Mann auf dem Mond zu sein.


Bis es soweit ist, muss der von Ryan Gosling eindrucksvoll verkörperte Protagonist eine körperliche und emotionale Tour de force durchleben. Neben physischen Extremsituationen und technischen Rückschlägen sind es vor allem die tödlichen Unfälle seiner Teamkollegen, die dem Himmelsstürmer und seiner Ehefrau (Claire Foy) in der Apollo-Testphase zusetzen.
„Wie viele müssen wir noch opfern?“, ist in einer Szene auf einem Schild aufgebrachter Demonstranten zu lesen. Eine Frage, die sich Mitte der 1960er-Jahre viele stellten – und die Regisseur Damien Chazelle nicht ausspart. Im Gegensatz zu pathetischen „Space Cowboys“-Epen, in denen Raumfahrer als umjubelte Draufgänger dargestellt werden, beleuchtet das Historiendrama auch die Schattenseiten des Wettlaufs um die Vorherrschaft im All.


Ausgehend von James R. Hansons Biographie „First Man“ steht bei Chazelle der Mensch und Familienvater Neil Armstrong im Kamerafokus, weniger der Astronaut und Nationalheld. Kameramann Linus Sandgren, mit dem der 33-Jährige bereits im oscarprämierten Musicalfilm „La La Land“ (ebenfalls mit Ryan Gosling) zusammengearbeitet hat, fängt in grandiosen Bildern die Besessenheit, aber auch Verwundbarkeit des Mondpioniers ein. Jenes Mannes, der unter großen Entbehrungen mit einem „kleinen Schritt“ für einen gewaltigen Sprung in der Menschheitsgeschichte sorgte.