Es ist ein schnarrendes r, mit dem Tobias Moretti als Gauner Macheath „Mackie“ Messer die Ballade „Wovon lebt der Mensch?“ und den berühmten Satz „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ intoniert.


Wir schreiben das Jahr 1928 in Berlin. Am 31. August wird mit der Uraufführung von Bertold Brechts „Die Dreigroschenoper“ im Theater am Schiffbauerdamm Bühnengeschichte geschrieben. Als ebenso legendär gelten die Stunden davor: Darsteller, Autor und Komponist werfen im Probenchaos das Handtuch. Aber als der Vorhang fällt, befindet sich Berlin im „Dreigroschenfieber“. Brecht und Komponist Kurt Weill sind Superstars, und die Songs von Messer, Peachum, Polly und der Seeräuber-Jenny mutieren zu Ohrwürmern.


Brecht-Experte Joachim Lang erzählt mit „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ in einem Film im Film vom Scheitern des Leinwandprojekts in einer Zeit des Umbruchs: Der Nationalsozialismus keimt, es herrscht bittere Armut und gleichzeitig werden ausufernde Partys gefeiert.

Starauflauf

Setting und Kostüme sind sensationell deftig und verrucht – etwa eine alte Fabrikhalle, in der Lizenzen fürs Betteln inklusive mitleiderregenden Zubehörs wie Beinprothesen oder abgemagerter Hunde ausgegeben werden. Das Ensemble ist wie ein Startreffen des deutschsprachigen Films: Hannah Herzsprung, Joachim Krol, Robert Stadlober oder Claudia Michelsen. Und natürlich Lars Eidinger. Er mimt, Zigarre paffend mit Rundbrille und Lederjacke, Brecht. Der Regisseur hat Eidinger nur originale Brecht-Zitate in den Mund gelegt. Er wirkt mitunter wie der personifizierte Kalenderspruch.


Dem Konflikt von einst – Kommerzialisierung versus politische Haltung – wird der Film durch seinen theatralen Charakter nicht gerecht.