Bei der diesjährigen Berlinale gewann dieser Spielfilm über eine klaustrophobe Situation in einer beengten Wohnung irgendwo in Damaskus den Publikumspreis der „Panorama“-Programmschiene. Es ist der zweite Spielfilm des vorwiegend als Kameramann arbeitenden Belgiers Philippe Van Leeuw, der im heimischen Kinobetrieb noch keinen Platz gefunden hat.

„Innen Leben“ beginnt seine Intensität anfangs über die Tonspur zu entfalten. Wir hören Detonationen, Hubschrauberlärm. Wir blicken aus dem Fenster in einen Hof, in dem Sandsäcke Autos, Gerümpel herumkugeln. Eine Männergruppe stiebt auseinander: Offensichtlich wurden sie von einem Scharfschützen ins Visier genommen.



Die Bedrohung der Menschen in dieser Wohnung ist greifbar. Die Hausherrin Oum Yazan (Hiam Abbass), die hier mit ihrem alten Schwiegervater, den drei Kindern und der Hausgehilfin Delhani (Juliette Navis) lebt, hat den ausgebombten Nachbarn, dem jungen Ehepaar Samir (Moustapha Al Kar) und Halima (Diamand Bou Abboud) und deren Baby, Unterschlupf gewährt. Die Wasserversorgung ist unterbrochen, der Strom fällt regelmäßig aus, die Telefon- und Internetverbindungen funktionieren nur gelegentlich. Samir bricht zu einem Kontaktmann auf, der seine Familie am Abend in den Libanon schleusen soll. Die Haushälterin sieht durch das Fenster, wie dieser Mann im Hof von einer Kugel getroffen wird und hinter einem Karren regungslos liegen bleibt. Oum Yazan befiehlt, diesen Vorfall vor Halima vorerst zu verheimlichen.

Kammerspielartig veranschaulicht der Drehbuchautor und Regisseur auf beklemmende Weise, was es heißt, in einem Krieg zu leben. Wo jede Normalität in jeder Sekunde bedroht ist. Ein höchst eindrücklicher Film.