Die Akademie hat unsere Oscars gestohlen, also stehlen wir ihre Werbung.“ So lautet der angriffslustige Slogan des Hashtag-tauglichen Portals „giveherabreak. org“. Die Initiative überträgt in der Nacht auf Montag die 92. Academy Awards. Und zeigt in den Pausen statt Werbung Trailer von Filmemacherinnen.


So werden die Regisseurinnen, Produzentinnen, Bildgestalterinnen, Cutterinnen, Komponistinnen oder Drehbuchautorinnen, die von der Academy gerade in diesem starken weiblichen Jahrgang ignoriert wurden, wenigstens in den Pausen der Show sichtbar.

Das sagte Schauspielerin Issa Rae nach der Verlesung der Nominierten in der Kategorie "Beste Regie". Und es ist signifikant.

Denn: Hollywood ist nach den Debatten rund um #OscarsSoWhite und #OscarsSoMale in den vorigen Jahren vielleicht so divers und weiblich wie noch nie. Laut „Hollywood Diversity Report“ wurden 44,1 Prozent der Hauptrollen in den 200 kommerziell erfolgreichsten Filmen von Frauen verkörpert, der Anteil an nicht-weißen Darstellern lag bei 27,6 Prozent. Hinter den Kulissen (und an den Geldtrögen) sieht es anders aus: 93 Prozent aller Führungspositionen bei Filmproduktionen sind mit Weißen besetzt, 80 Prozent mit Männern. Bei den erfolgreichsten Filmen führten 15,1 Prozent Frauen Regie. Klingt mickrig. Im Vergleich zum Vorjahr ist es aber eine Steigerung um acht Prozent.

Von der Academy ignoriert!

Auf die Nominierungen der Academy hat sich das nicht ausgewirkt. In einem Jahr voller außergewöhnlicher Filme von Frauen ist das besonders ärgerlich. Schon wieder ist keine Frau für die Kategorie „Beste Regie“ nominiert, und die Geschlechterstatistik in der Königsdisziplin „Bester Film“ beläuft sich auf 8:1 (Männer: Frauen). In all den Jahrzehnten wurde dabei noch nie das Werk einer Filmemacherin vergoldet. Bei den 92. Academy Awards darf sich die sechsfach nominierte Literaturadaption „Little Women“ von Greta Gerwig Hoffnungen machen - allerdings nicht als Regisseurin.

Die Schauspielerin („Frances Ha“) und Filmemacherin („Lady Bird“) Gerwig ist vielleicht das bekannteste Aushängeschild einer jüngeren Generation von Regisseurinnen – aber keineswegs die einzige.

So jung, weiblich und divers ist Hollywood

Grammygewinnerin Melina Matsoukas etwa schickt zwei Protagonisten in „Queen & Slim“ nach einem Tinder-Date mit totem Polizisten quer durch die USA. Aufregend, rasant und zeitgemäß thematisiert sie das Leben der schwarzen Bevölkerung. 2019 wurde „Green Book“, ein Roadtrip durch die Augen eines Weißen, mit dem besten Film geadelt – Matsoukas geht leer aus. Wie Olivia Wilde für „Booksmart“, Lulu Wang für „The Farewell“, Lorene Scafaria für „Hustlers“, Mati Diop für „Atlantics“, Marielle Heller für „A Beautiful Day in the Neighbourhood“ oder Céline Sciamma für „Porträt einer jungen Frau in Flammen“. Oscars, da geht 2021 noch viel mehr!

Zur kleinen Nachhilfe - eine Auslese an Trailern dieses starken weiblichen Filmjahrgangs.