In Linz wird am Mittwoch die 15. Ausgabe des Filmfestivals Crossing Europe eröffnet. Bis 30. April sind 182 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 48 Ländern zu sehen. Zum Start gibt es ein zeitgeschichtliches Panoptikum, gesellschaftskritische ungarische Science-Fiction, eine skandinavische Rapperin, eine schwule Roma-Romanze, süditalienische Impressionen und einen Zombie-Splatter.

"The European Grandma Project" der Österreicherin Alenka Maly ist ein Beitrag zum Gedenkjahr 2018. Sie beleuchtet Zeitgeschichte aus Sicht jener, die sie erlebt haben, nämlich der Omas von Filmemacherinnen aus neun verschiedenen Ländern - aus Österreich ebenso wie aus Israel, aber auch aus etlichen anderen europäischen Staaten. Die Großmütter erzählen über Kriegsgräuel ebenso wie über die Liebe.

"Jupiter's Moon" ist ein Science-Fiction/Fantasy-Streifen, in dem der ungarische Filmemacher Kornel Mundruczo auf fantasievolle Weise die restriktive Migrationspolitik seines Landes aufgreift. Ein syrischer Flüchtling wird an der ungarischen Grenze von einem korrupten Polizisten niedergeschossen. Anstatt zu sterben entwickelt er übermenschliche Kräfte, aus denen ein pleitegegangener Arzt Gewinn zu ziehen sucht. Der Titel bezieht sich auf den Jupiter-Mond Europa, auf dem theoretisch Leben möglich wäre.

Die schwedische Musikdoku "Silvana" porträtiert die Rapperin Silvana Imam. Markenzeichen der Tochter eines syrischen Vaters und einer litauischen Mutter sind ihre schonungslosen feministischen und antirassistischen Texte. Sie hat es in den vergangenen Jahren rasch vom Underground-Star zu breiter Bekanntheit in ihrer nordischen Heimat gebracht. Der Film gibt auch ihrer Musik viel Raum - Pussy Riot auf skandinavisch.

"Pizzicata" ist ein Werk des diesjährigen Tribute-Gastes Edoardo Winspeare, der mit insgesamt sechs Langfilmen im Gepäck zum Festival gekommen ist. Er befasst sich in seiner Arbeit mit der Region Salento in Süditalien und ist als Vertreter des italienischen Neorealismus einzustufen. Der Eröffnungsstreifen aus dem Jahr 1996 war sein Debütfilm und erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einem 1943 im Salento abgestürzten Piloten der US-Armee und der Tochter jenes Bauern, bei dem er Schutz findet.

Die rumänische Produzentin Ada Salomon, der das diesjährige Spotlight - eine weniger umfassende Werkschau als das Tribute - gewidmet ist, hat den semi-dokumentarischen Streifen "Soldatii. Poveste din Ferentari" ("Soldiers. A Story from Ferentari") mitgebracht. Er ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Ivana Mladenovic und ist im Umfeld der Roma-Community Bukarests verortet. Hauptproponenten der schwulen Romeo-und-Julia Geschichte sind ein Anthropologe und ein Ex-Häftling.

Freunde des Splatters dürften bei dem irischen Streifen "The Cured" auf ihre Rechnung kommen: Ein Virus verwandelt jahrelang Menschen in blutdürstige Zombies. Ein Heilmittel wird gefunden, aber die Reintegration der ehemaligen Infizierten gestaltet sich schwierig - Zombie-Horror meets Sozialdrama.